International und fröhlich wie Fußball

WITTLICH-BOMBOGEN. Sommerfest in der Grundschule Bombogen: Wo viele Nationalitäten neugierig und tolerant unter einem Dach leben, gibt es die beste aller Partys. Und das nicht nur in kulinarischer Hinsicht.

Viele Jahre galt der Stadtteil Bombogen als der problematischste Wittlichs: Der hohe Ausländeranteil störte, keiner wollte dort wohnen, sogar die Grundstückspreise gingen in den Keller. Die Bombogener nahmen die Herausforderung an - und haben einen Ort gestaltet, der durch seine Vielfalt besticht.Kinder sind nicht fremdenfeindlich

Besonders in den Kindergärten und Schulen werden die positiven Seiten einer bunt zusammengewürfelten Gesellschaft deutlich. Die Grundschule nahm sich zum Sommerfest dieses Lebensmottos an: "Alle unter einem Dach" hieß es am Samstag. Iraner und Franzosen, Griechen und Polen, Deutsche und Albaner, Türken, Russen und Amerikaner packten mit an, als es darum ging, dem Nachwuchs die Chancen zu zeigen, die in der Verschiedenheit liegen. "Fremdenfeindlichkeit kommt doch immer nur von uns Erwachsenen", sagt die Frau, die verschiedene Kaffeesorten verkauft. "Die Kinder haben doch damit kein Problem!" Daniela Zanetti-Folloni ist Italienerin, vielleicht schmeckt ihr Espresso deshalb so gut. Im Klassenraum nebenan genießt eine Dame türkischen Kuchen. Nanu, wir sind doch im griechischen Raum? Auf dem Boden die Akropolis aus Holz, auf der Theke eine marmorne Aphrodite, im Hintergrund läuft Sirtaki-Musik. Die Dame trägt sogar einen griechischen Namen: Sabine Tsipis. Sie spricht akzentfrei deutsch, war aber bis vor kurzer Zeit noch Polin. Und ist mit einem Griechen verheiratet. Und hat mit ihm zwei Kinder, die wiederum die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, eines katholisch, eines orthodox getauft. Aha, so ist das also. "Multi-kulti eben", sagt sie belustigt, "das ist doch heute überall so." Schulleiterin Monika Bohlen-Müller, die sich in diesem Jahr auf Frankreich konzentriert hat, steht während einer kleinen Atempause begeistert mitten im Getümmel. Ein wenig abseits dürfen die Kinder mit Wasser spielen: die Jugendfeuerwehr macht´s möglich. Daneben spielt die Jugendabteilung des Bombogener Musikvereins, dirigiert von Jürgen Vellen. Vorhin haben die Mädchen und Jungs ein mehrsprachiges Medley gesungen: Bruder Jakob, le coque est mort und die obligatorische Brücke von Avignon kamen da vor. Wie alle hier hat sich auch der Ortsvorsteher durch das kulinarische Nationenangebot gefuttert, "bis nichts mehr rein ging": Süßes bei den Russen, Herzhaftes bei den Türken, Tortillas bei den Spaniern, zählt Hermann-Josef Krämer auf. Sein Eindruck von diesem multinationalen Sommerfest: "Einwandfrei!"

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