Investition in die Zukunft oder Geldverschwendung?

ENKIRCH. Die alte Schule in Enkirch muss dringend saniert werden. Mehrere hunderttausend Euro müssen dafür aufgebracht werden. Die Gemeinde will aber eine "große Lösung", sprich Entkernung des Gebäudes mit Komplettumbau zu einem Bürgerhaus mit großem Saal. Die Kosten hierfür betragen rund zwei Millionen Euro. Nicht alle Enkircher halten dies für sinnvoll.

 Zwei Enkircher halten ein Schwätzchen vor der alten Schule. Das Haus Gebäude ist aus dem Ortskern nicht wegzudenken. Foto: Winfried Simon

Zwei Enkircher halten ein Schwätzchen vor der alten Schule. Das Haus Gebäude ist aus dem Ortskern nicht wegzudenken. Foto: Winfried Simon

Das altehrwürdige, dreigeschossige, rund 100 Jahre alte Gebäude mit seiner weißen Fassade und den großen Fenstern mitten im Ort hat schon bessere Zeiten erlebt. Das Dach muss dringend erneuert werden, im Innern bröckelt der Putz, die Bausubstanz ist an vielen Stellen gefährdet. Was tun mit der alten Schule? Abreißen? Nur das Notwendigste reparieren? Oder was "Richtiges" draus machen? Ortsbürgermeister Karl-Heinz Weisgerber und die große Mehrheit im Rat ist für letztere Lösung. Diese aber kommt die Gemeinde teuer zu stehen. Drei Architekturbüros haben Pläne vorgelegt. Die reinen Baukosten für einen Komplettumbau zu einem Bürgerhaus mit großem Saal betragen 1,7 bis 1,9 Millionen Euro. Mit allem "drum und dran" dürfte das Projekt aber locker die Zwei-Millionen-Euro-Grenze überschreiten. Die Gemeinde hofft auf Zuschüsse in Höhe von mindestens 60 Prozent, sie müsste also 800 000 Euro aufbringen. Viel Geld für die Kommune, das zudem - Enkirch ist mit 450 000 Euro verschuldet - komplett über Kredite finanziert werden müssten. Die beiden großen Fraktionen im Rat, SPD und CDU, sind für den großen Umbau. CDU-Sprecher Roland Bender: "Unbestritten: die finanzielle Belastung ist sehr hoch. Aber es wäre eine Investition in die Zukunft. Sie stärkt und fördert unsere Infrastruktur und kann für die weitere Dorfentwicklung von zentraler Bedeutung sein. SPD-Sprecher Achim Knod sieht das genauso: "Das Haus sollte auch noch in 20 Jahren genutzt werden können." Bislang wird die alte Schule in erster Linie von verschiedenen Vereinen in Anspruch genommen. Die Tanzgruppe übt dort, der Männergesangverein, die Karnevalsgesellschaft, das Mandolinenorchester, die Jugendgruppe und andere treffen sich in den Räumen. Die Planung sieht vor, das Gebäude zu entkernen, im Obergeschoss einen rund 300 Quadratmeter großen Saal mit 280 Sitzplätzen zu schaffen, im ersten Stock die Vereinsräume und im Erdgeschoss den kleinen Saal mit Bücherei und Jugendraum neu zu gestalten. Decken müssten neu reingezogen, Wände rausgerissen und versetzt werden und das Treppenhaus neu gebaut werden. Hauptkritiker einer solchen "großen Lösung" ist Gemeinderatsmitglied Wolfgang Immich (Freie Wählergemeinschaft). Er hält die Kosten für zu hoch, die Wirtschaftlichkeit sei nicht gegeben. Mit dieser Investition würden der Gemeinde alle finanziellen Spielräume genommen. Wichtige Investitionen wie Straßenbau, Infrastrukturverbesserung, Fremdenverkehrswerbung und Zuschüsse an Vereine und Kindergarten seien nicht mehr möglich. Sein wichtigstes Argument: In Enkirch gebe es bereits den privat geführten Saal Loosen. Dieser sei nicht wesentlich kleiner als der geplante Saal in der alten Schule. Außerdem gebe es noch das Tersteegenhaus, ebenfalls mit einem Saal. Im Saal Loosen finden die meisten der großen öffentlichen Veranstaltungen statt. Unter anderem die Veranstaltungen der sehr rührigen Karnevalsgesellschaft. KG-Präsident Gerd Becker ist für den großen Umbau der alten Schule - nicht nur, weil dann die KG ihre Kappensitzungen besser ausrichten könne. Becker: "Es geht doch nicht nur um einen Saal, sondern um ein Bürgerhaus, in dem sich Vereine und engagierte Menschen treffen und zum Wohle der Dorfgemeinschaft wirken. Ein Bürgerhaus im Zentrum des Ortes ist das Herz der Gemeinde aus dem lebenswichtige Impulse kommen. Vielleicht sind unsere Kinder dankbar dafür, dass wir für sie und die Gemeinschaft im Ort diesen Weitblick hatten." Endgültig beschlossen ist noch nichts, weder ob und wie die alte Schule saniert, beziehungsweise umgebaut wird. Die wichtigsten Fragen lauten: Wie hoch wird letztlich die Zuschussquote sein und wie kann das Haus am sinnvollsten genutzt werden? Ortschef Karl-Heinz Weisgerber will, dass die Bürger möglichst frühzeitig informiert werden und sich selbst ein Bild machen können. Ab Montag kommender Woche kann jeder im Gemeindehaus am Brunnenplatz die Pläne einsehen. Später wird eine Bürger-Informationsveranstaltung folgen. Liebe Enkircher, halten Sie den Umbau der alten Schule zu einem Bürgerhaus mit großem Saal für sinnvoll? Mailen Sie uns an die Adresse mosel-echo@volksfreund.de Bitte Namen und Anschrift nicht vergessen.

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