Ja zu alternativen Formen

BERNKASTEL-WITTLICH. (mai) Alternative Formen im ÖPNV: Am wieder eingestellten Seniorentaxi von Gutenthal hat sich eine Diskussion im Kreistag entfacht.

Auf Antrag der Vereinigung Bürger für Bürger (VBB) gab es im Kreistag eine Diskussion über den öffentlichen Personen-Nah-Verkehr (ÖPNV). Vor dem Hintergrund der Einstellung des "Seniorentaxis" in Morbach (der TV berichtete) hatte der Verein darum gebeten, die Optimierung des ÖPNV zum Thema zu machen. Die Verwaltung hatte einen Sachstandsbericht vorgelegt, in dem auch alternative Formen wie Bürgerbus und Anruf-Sammel-Taxis als theoretische Möglichkeiten aufgeführt wurden. Landrätin Beate Läsch-Weber sagte: "Unserer Vorlage entnehmen Sie, dass wir offen sind für alternative Bedienungsformen." Johannes Schneider (VBB) kritisierte jedoch: "Die Vorlage ist ein guter Sachstandsbericht, ich vermisse jedoch die Zukunftsperspektive." Schneider forderte, die Bürger mehr zu beteiligen und einen Fahrgastbeirat einzurichten. Desweiteren solle die Verwaltung auf Flächen-, anstatt Linienkonzessionen hinwirken, damit sich die Unternehmen nicht die Rosinen rauspicken könnten. Läsch-Weber konterte: "Ein Fahrgastbeirat wird eingerichtet, und auf Flächen- oder Linienkonzessionen haben wir keinen Einfluss, das ist Sache des Landesbetriebs für Straßen und Verkehr." Zum Seniorentaxi stellte die Landrätin klar: "Hier wurden die Regeln fundamental verletzt." Auch die Kreisverwaltung habe da nichts machen können. Auf Initiative des ehemaligen Ortsvorstehers von Gutenthal war das "Seniorentaxi Gutenthal/Weiperath" eingerichtet worden. Zwei Mal die Woche sollten ältere Menschen die Möglichkeit haben, sich gegen ein geringes Entgelt nach Morbach bringen und sich wenige Stunden später wieder abholen zu lassen. Es gab einen festen Fahrplan.Projekt für Senioren gescheitert

Der Fahrdienst musste jedoch nach kurzer Zeit eingestellt werden, weil er gegen das Gesetz verstieß. Zum einen handelte es sich um einen Linienverkehr und die erforderliche Genehmigung des Landesbetriebs für Straßen fehlte. Zum anderen fehlte dem Mietwagenunternehmen die nötige Konzession für die Fahrten. Auch Jutta Blatzheim-Roegler (Grüne) kritisierte den ÖPNV im Kreis. Sie sagte: "Ich bin grundsätzlich unzufrieden mit dem Angebot, auch was die Schülerbeförderung angeht." Trotz Monatskarte müssten Eltern aus Morbach ihre Kinder nach der achten Stunde dann doch wieder in Bernkastel-Kues abholen. Sie fragte: "Wie sieht es mit der Unterstützung alternativer Formen aus?" Grundsätzlich könne die Verwaltung helfen, sagte Läsch-Weber. Doch müssten beispielsweise für einen Bürgerbus - ein Bus mit festem Fahrplan, der von Bürgern gesteuert wird - die Bürger auch viel stärker beteiligt werden. Ein Verein mit Bürgern sei Grundvoraussetzung einer solchen Einrichtung, doch viele schauten immer nur auf den Staat. Läsch-Weber sagte, sie hoffe auf eine bedarfsgerechte Versorgung mit flexibleren Standards als Ergebnis der ÖPNV-Diskussion im Rahmen der Leitbild-Erstellung für den Kreis. Der Kreistag sprach sich mehrheitlich für den allgemein gehaltenen Beschlussvorschlag der Verwaltung aus. Darin heißt es, der Kreis unterstütze grundsätzlich die Einrichtung eigenwirtschaftlicher alternativer Bedienungsformen. Die Festlegung der Bedingungen erfolge in der Nahverkehrsplanung, die an das Konzept im Verkehrsverbund Region Trier anknüpfe.

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