Jahrtausende altes Rutschgebiet

Erdbewegungen in den Moselweinbergen sind nichts Außergewöhnliches. Ein geologisches Gutachten für den Bereich "Graacher Himmelreich" gibt Aufschluss über die Möglichkeiten der Flurbereinigung.

Graach. (teu) Nach 30 Jahren stehen die Weinstöcke nicht mehr da, wo sie einmal gepflanzt wurden. Eine ganze Zeile rutschen sie der Mosel entgegen. Über dieses Phänomen in der Lage "Graacher Himmelreich" berichteten Winzer bei der Vorstellung des geologischen Gutachtens des Landesamt für Geologie und Bergbau im gut gefüllten Saal des Mattheiserhofs. Um die Möglichkeiten einer Flurbereinigung in dem 36 Hektar großen Gebiet abzuschätzen, hatte das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) eine, nach Angaben von DLR-Vertreter Lothar Helfgen 97 000 Euro teure Studie in Auftrag gegeben. Kriechbewegungen des Berges hatten in der Vergangenheit unter anderem Erneuerungsarbeiten an der K 73 zwischen Graach und und dem Ortsteil Schäferei notwendig gemacht. Bei den Bewohnern geht nun teilweise die Angst um, dass sich der Berg durch eine Flurbereinigung noch mehr bewegen und Schäden verursachen könnte. "Dann sind wir irgendwann in Graach oder besser auf Graach", lautete eine Äußerung."Kriechende Rutschmassen"

Ein solches Szenario sieht Geologierat Dr. Michael Rogall nicht. Es handele sich um ein Jahrtausende altes, für die Mittelmosel typisches Rutschgebiet. "Ohne unsere Mithilfe kann der Hang in Bewegung kommen und ohne das wir groß etwas dagegen unternehmen können", erklärte Rogalls Kollege Uwe Schroeder, dass sich an den Verhältnissen kurzfristig nichts ändern werde.Im vergangenen Jahr trieb das Landesamt für Geologie und Bergbau sechs Bohrungen zu 76 Meter in die Tiefe und untersuchte die Bohrkerne. Ergebnis: Die weitgehend stabilen alten Rutschmassen reichen bis in 50 Meter Tiefe. Erst dann folgt fester Fels. Mit Hangbewegungen in Form von kleineren, langsam kriechenden Rutschmassen müsse gerechnet werden. Die Geologen wiesen ein Teilgebiet aus, das aus dem Flurbereinigungsverfahren ausgeklammert werden sollte. Der Aufwand zum Unterhalt von Wirtschaftswegen in diesem Bereich sei durch Kriechbewegungen des Hanges erhöht.Unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Gutachtens werde man das Flurbereinigungsverfahren nun weiterführen, so Helfgen. Für die wirtschaftliche Bearbeitung der Weinberge und damit zur Erhaltung der Weinkulturlandschaft sei die Flurbereinigung hilfreich.

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