Jede Menge "fulminante Tropfen"

ZELL. Der Wein aus Zell ist weltweit als "Zeller Schwarze Katz" bekannt. Nicht die Qualität machte ihn berühmt, sondern der originelle Name und die Vermarktung großer Mengen über die Weinkellereien. Doch Zell hat mehr zu bieten als "nur" einen berühmten Namen. Zell hat Top-Winzer, die sich nunmehr seit fünf Jahren in einem internen Wettbewerb, der Stadtweingala, messen.

Albert Kallfelz ist der Weinkönig von Zell. Der Mann, der sozusagen aus dem Nichts heraus eines der besten Weingüter an der Mosel aufgebaut hat, kann seiner Liste an Auszeichnungen, Medaillen und Urkunden eine weitere hinzufügen. Sein Weingut siegte gleich in allen drei Kategorien bei der Zeller Stadtweingala. Ohne Frage: Das Weingut Albert Kallfelz in Zell-Merl ist der Maßstab, an dem sich alle anderen messen müssen. Der Beste in Zell zu sein, nun ja, das dürfte zu packen sein. Doch weit gefehlt. Denn Kallfelz muss sich inzwischen einer stadtinternen Konkurrenz erwehren, die mächtig aufgeholt hat. Das dürfte auch der Jury nicht entgangen sein, die sich erstmals aus "Promis" aus der internationalen Weinszene zusammensetzte. Für die Stadtweingala hatten die Zeller diesmal Markus Del Monego, ehemals deutscher Weltmeister der Sommeliers, gegen Honorar engagiert. Der Wein-Feingeist stand einer hochkarätigen Jury vor, die es gewohnt ist, ausschließlich die besten Tropfen vorgesetzt zu bekommen. An erster Stelle Karl-Josef Krötz, seines Zeichens Ratskellermeister in Bremen. Dann Dr. Hermann Pilz, Chefredakteur der renommierten Fachzeitschrift "Weinwirtschaft", ferner Andreas Larson, Sommelier-Europameister, und Hans Wilhelm Apelt, der für die Feinschmeckerbibel Gault Millau die edelsten Tropfen verkostet. Komplettiert wurde die Runde von Mosel-Weinbaupräsident Adolf Schmitt, Geschäftsführer Gerd Knebel, MdL Alexander Licht, Thomas Ibald von der Landwirtschaftskammer und Kellerei-Inhaber Johannes Hübinger. Bei der Stadtweingala wird stets der aktuelle Jahrgang verkostet, diesmal also der 2005er. Und stets sind die Weine in die Kategorien trocken, halbtrocken und fruchtsüß unterteilt. Die Jury hatte sich bereits am Vormittag zur strengen sensorischen Verkostung zurückgezogen. Für den Bremer Ratskellermeister Karl-Josef Krötz eine gewohnte Übung. Mit Freude registrierte der Weinexperte, mit welcher Professionalität die Zeller die Probe und später die offizielle Gala durchführten. Krötz äußerte sich ferner begeistert vom Niveau der 2005er Zeller Weine. Krötz: "Vor allem die trockenen Weine waren überaus bemerkenswert. Viele davon können sich mit den Spitzen der Mosel messen." Aber auch bei den halbtrockenen und fruchtsüßen Weinen entdeckte Krötz einige "fulminante Tropfen" - und dabei nicht nur Albert Kallfelz. Auch Weinbaupräsident Adolf Schmitt lobte an erster Stelle die trockenen 2005er. Schmitt: "Nicht nur die edelsüßen Rieslinge der Mosel sind weltweit einzigartig, auch die trockenen Rieslinge gehören mit ihrer Frucht und Mineralität zum Besten, was es gibt." Viele Gründe kann man für die enorme Qualitätssteigerung in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten anführen. Das Klima, eine andere, besser ausgebildete Winzergeneration, moderne Kellertechnik und auch die Fähigkeit der Winzer zur Selbstkritik. Entscheidend waren und sind vor allem die geringeren Erträge. Den Anstoß dafür gab mit die gesetzliche Mengenregulierung, eine politische Entscheidung, die gerade in Zell damals auf wenig Gegenliebe stieß. Weinbaupräsident Schmitt freut sich daher, dass gerade in Zell die Qualitätsanstrengungen fruchten. Schmitt: "Weniger kann oft mehr sein." Bleibt noch abschließend anzumerken, dass die Brot-Wein-Verkostung, moderiert von Markus Del Monego, wegen der Unruhe im Saal leider etwas unterging. Dabei hatten sich die Zeller Bäcker alle Mühe gegeben, höchst interessante Teigmischungen zu kreieren. Vom Broccolistrudel über Honig-Dinkelbrot, Spinatstrudel mit Schafskäse bis zum Wingertsknorze, verfeinert mit Kümmel, Thymian, Piment, Koriander, Salbei und Majoran, reichten die frischen Backwaren.

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