Jeder Ausflug landet im Lebenslauf

TRABEN-TRARBACH. Mehr als 2000 Starts und Landungen hat es in diesem Jahr auf dem Flugplatz Mont Royal gegeben, und die filigranen Flieger und ihre Piloten gehen nun in die Winterpause. 60 aktive Mitglieder sind im Deutsch-Amerikanischen Segelflugclub (DASC). Über 500 Passagieren verhalfen sie dazu, in die Luft zu gehen und die herrliche Mosellandschaft aus einem anderen Blickwinkel zu genießen.

 Warm verpackt sitzt Startschreiber Stefan Bernardy (links) auf dem Flugplatz Mont Royal, ihm zur Seite Joachim Hirsch, der Leiter des Flugbetriebs.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Warm verpackt sitzt Startschreiber Stefan Bernardy (links) auf dem Flugplatz Mont Royal, ihm zur Seite Joachim Hirsch, der Leiter des Flugbetriebs.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Hoch her ging es beim traditionellen "Abfliegen", da herrschte noch einmal reger Betrieb auf dem Flugplatz und die eleganten Segelflugzeuge zogen lautlos ihre Bahnen über Traben-Trarbach und das Moseltal.Joachim Hirsch, Leiter des Flugbetriebs "und Mädchen für alles", wie er lachend ergänzt, weiß Interessantes über die Fliegerei zu berichten, und die bodenständigen Zuhörer lauschen ihm staunend. Jedes Flugzeug hat ein Bordbuch, dass es jedoch auch eine Lebenslaufakte hat, ist für die meisten neu. Reparaturen und Schäden, die Zahl der Flugstunden und Starts und vieles mehr werden darin vermerkt.Sechs Fluglehrer im Verein

Alles wird akribisch notiert und lizensierte Prüfer kontrollieren die Bücher und die Flugzeuge. "Wir machen das hier im Kleinen genauso wie die Lufthansa in ihren großen Werften", sagt Joachim Hirsch. Der Club besitzt fünf Segelflieger, einen Motorsegler sowie ein Motor- und Ultra-Leichtflugzeug. Vier weitere Flugzeuge befinden sich im Privatbesitz von Vereinsmitgliedern. Sechs Fluglehrer gibt's im Verein, acht Flugleiter versehen im Wechsel ihren Dienst im Tower.Vom 1. April bis Ende Oktober sind sie an den Wochenenden und Feiertagen im Einsatz und oft auch im Winterhalbjahr auf Nachfrage. Sie kümmern sich um den korrekten Ablauf des Flugbetriebs. Alle Mitglieder im Club versehen ihre Aufgaben ehrenamtlich. "Es ist ein zeitaufwändiges und verantwortungsvolles Hobby", weiß Joachim Hirsch.Wer aktiv in die Luft gehen möchte, darf schon mit 14 Jahren die ersten Flugstunden nehmen. Mit 16 kann der Luftfahrtschein gemacht werden. "Den Jugendlichen wird ein hohes Sicherheitsbewusstsein antrainiert", weiß Hirsch. Nach 40 bis 50 Starts mit einem Fluglehrer darf der Schüler dann seinen ersten Alleinflug machen. Im Jahr 2003 gab es knapp 500 Schulstarts, die die jungen Flugschüler der ersehnten Scheinerteilung näher brachten.Für ein funkelnagelneues Segelflugzeug sind 50 000 Euro hinzublättern, einen "Billigflieger" gibt es schon für einige Tausend Euro, wenn das Flugzeug gebraucht ist. Weder Lärm noch klimaschädliche Emissionen verursacht das Segelfliegen. "Nicht ganz ein Liter Sprit ist nötig, um ein Flugzeug mit der Winde hochzukriegen", berichtet Joachim Hirsch. Ganze 1000 Meter lang ist das ausgezogene Seil, mit dem die schnittigen Flieger rasant in die Höhe befördert werden.In der vergangenen Woche konnten viele Traben-Trarbacher atemberaubende Kunstflüge über der Stadt beobachten. "Wir hatten bundesweit einen Segelkunstflug-Lehrgang ausgeschrieben", berichtet Stefan Thieser, Flugleiter im Tower. "Acht Teilnehmer haben jeden Tag kräftig geübt." Das Luftfahrtamt schickte zum Abschluss einen Prüfer, denn für den Kunstflug ist eine spezielle Berechtigung nötig.Frisch gebackener Kunstflieger

Einer der frisch gebackenen Kunstflieger ist Stefan Bernardy aus Morbach. Strahlend erzählt er von seinen "Turns" in der Luft, dem Rückenflug und der Rolle, die den Piloten allerlei Geschick und Konzentration abverlangen. Nach 15 Starts und fünf Flugstunden hatte Stefan Bernardy die Lizenz in der Tasche. Jetzt versieht er seinen Dienst auf dem Flugfeld, über das der eisige Herbstwind pfeift. Er ist als Startschreiber eingesetzt. Das Kennzeichen des Flugzeugs, das gleich starten wird, notiert er, den Namen des Piloten und die Start- und Landezeit. Mit ihm sind weitere vier Männer für jeden Start im Einsatz. Der Flugleiter im Tower, der Windenfahrer, einer, der das Seil fährt und ein Mann, der die Tragfläche des Flugzeuges vor dem Start hält.Eine gute Kameradschaft herrscht unter den Segelfliegern, und Joachim Hirsch berichtet von den vielen Gästen, die immer ganz begeistert sind von der traumhaften Lage des Flugplatzes, der zu einem der schönsten in ganz Deutschland zählt.

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