"Jeder muss eine Chance bekommen"

Ingo Noack aus Irmenach setzt sich seit vielen Jahren mit großem Engagement für die schulische und kulturelle Integration von Aussiedlerkindern ein. Jetzt wurde der stellvertretende Schulleiter der Regionalen Schule Sohren-Büchenbeuren von Bundespräsident Horst Köhler mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

 Ingo Noack aus Irmenach engagiert sich für die schulische und kulturelle Integratin von Aussiedlerkindern. Der Konrektor der Regionalen Schule Sohren-Büchenbeuren wurde jetzt vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. TV-Foto: Winfried Simon

Ingo Noack aus Irmenach engagiert sich für die schulische und kulturelle Integratin von Aussiedlerkindern. Der Konrektor der Regionalen Schule Sohren-Büchenbeuren wurde jetzt vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. TV-Foto: Winfried Simon

Irmenach/Sohren. Ab Ende der 80er Jahre siedelten sich viele Tausend deutschstämmige Aussiedlerfamilien aus Russland, Kasachstan und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken im Hunsrück an. Besonders rund um Sohren und Büchenbeuren stieg die Bevölkerungszahl rasant an. Das bedeutete für die Kommunen eine große Herausforderung, ebenso für die Schulen, denn die Kinder der Aussiedlerfamilien hatten oftmals mit Sprachproblemen zu kämpfen und mussten sich in der neuen, westlichen Welt zurechtfinden. Ingo Noack, Lehrer an der Regionalen Schule Sohren-Büchenbeuren, erkannte sofort, dass diese jungen Menschen Hilfe und eine Perspektive brauchen. Hilfe in Form von Sprachkursen und außerschulischem Förderunterricht. Noack: "Jeder Schüler muss die Chance haben, einen adäquaten Schulabschluss zu erlangen."Nicht diskutiert, sondern gehandelt

Noack diskutierte nicht lange, er handelte: Anfang der 90er Jahre entwickelte er mit gleichgesinnten Mitstreitern ein bis dahin landesweit einzigartiges Förderkonzept. Er schuf speziell auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmte Sprachkurse und organisierte ferner den gesamten außerschulischen Förderunterricht. Seit 1993 ist er zudem Fachberater für Migrantenförderung und Berater von anderen "Brennpunktschulen" im Land. Für Noack besonders wichtig war, dass möglichst viele Institutionen in das Konzept eingebunden wurden. Er baute ein Netzwerk auf und schuf im Rhein-Hunsrück-Kreis eine konzertierte Aktion, an der jede Stelle mitmacht, die mit Jugendlichen zu tun hat. Alle vier bis sechs Wochen treffen sich die Fachleute aus der Kreisverwaltung, der Verbandsgemeinde und des Arbeitsamtes und beraten über Probleme und Problemlösungen. Und schnell stellte sich heraus, dass es nicht alleine um die Aussiedlerkinder geht, sondern dass für alle Schüler und Jugendlichen Fördermaßnahmen wichtig sind. Noack setzte sich für die Gründung eines Regionalrates Schule im Rhein-Hunsrück-Kreis ein, in dem sich die Schulleiter aller Schularten regelmäßig austauschen. So wurden unter anderem im Rhein-Hunsrück-Kreis zahlreiche Schulsozialarbeiterstellen geschaffen und an den Gymnasien Simmern und Kastellaun Russisch als Fremdsprache eingeführt. Bei den Besprechungen sind stets Vertreter aus dem Mainzer Bildungsministerium und der ADD dabei. Noack: "Dort geht es sehr unbürokratisch zu, und Entscheidungen können schnell durchgesetzt werden."Köhler: "Bildung braucht Vorbilder"

Noack freut sich ganz besonders, wenn seine Arbeit "sichtbare" Früchte trägt. Wenn er zum Beispiel erfährt, dass einer seiner "schwierigen Schüler" eine Lehre erfolgreich abgeschlossen hat. Zuletzt erhielt er Besuch von einer jungen Frau, die er einmal unterrichtete. Sie war Lehrerin geworden und kümmert sich jetzt selbst um die Integration von Aussiedlerkindern. Bundespräsident Horst Köhler sagte bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Ingo Noack in Berlin: "Bildung braucht Vorbilder. Sie lebt von Menschen, die andere Menschen auf ihrem Weg anleiten und begleiten. Sie braucht Mentoren, die unterstützen, die fordern und fördern, die den Sinn der Bildungs-Mühen aufzeigen und die mit Geduld und Überzeugungskraft darauf beharren, dass, wer ein Ziel erreichen will, den Weg dorthin nicht scheuen darf."

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