Jeder zählt – für mehr als ein Leben

WITTLICH. "Sie will nur noch überleben", sagt Mustafa Yigit über seine an akuter Leukämie erkrankte Schwester Sönmez. Sie hat eine Chance, wenn sich ein passender Knochenmarkspender findet. Deshalb wird es in Wittlich am Sonntag, 13. November, eine Typisierungsaktion in der Sporthalle der Berufsbildenden Schule geben.

In der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) sind fast 1,3 Millionen Spender erfasst. Es reicht nicht. Auch weltweit war die Suche bislang vergeblich. Im Wettlauf um Leben und Tod hoffen die 24-jährige Wittlicherin und ihre Familie weiter, dass für Sönmez ein geeigneter Spender gefunden wird. "Deshalb appelliere ich an alle Menschen. Bitte setzt euch für die Menschheit ein, spendet eine Blutprobe für die Typisierungstests, oder auch Geld. Es kann jeden von uns treffen, deshalb scheut keine Mühe, Menschen auf diese Art zu helfen. Mit eurer Spende kann mir geholfen werden, aber auch tausenden von anderen krebskranken Menschen auf dieser Welt", schreibt die Frau auf ihrer Internetseite. Sie liegt derzeit in der Frankfurter Uni-Klinik. Ihre Überlebens-Chance: 30 bis 40 Prozent

Gerade wird eine neue Chemotherapie aus den USA an ihr erprobt. Ihr Bruder Mustafa Yigit sagt: "Wir haben uns für diesen Versuch entschieden, weil andere Therapien nicht mehr angeschlagen haben. Uns läuft die Zeit davon. Jetzt hoffen wir auf mehr als einen Lottogewinn. Sollte ein passender Knochenmarkspender gefunden werden, hat meine Schwester eine Überlebenschance von 30 bis 40 Prozent." In Wittlich organisiert Mehmet Yigit die Typisierungsaktion in der Berufsbildenden Schule: "Es werden zwölf bis 14 Krankenschwestern da sein und zwei Ärzte. Wir erwarten 800 bis 1000 Menschen. Sie kommen sogar aus München oder Hamburg. Je mehr, desto besser. Wir hoffen auf einen Massenandrang. Wir wollen alle Welt aufmerksam machen. Nicht nur meiner Schwester kann damit das Leben gerettet werden." Alle Daten wie auch Geldspenden gehen an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Bis dahin wird Sönmez nach Dresden verlegt werden. Ihre Mutter wird sie auch auf diesem Weg begleiten. Über sie schreibt Sönmez: "Den größten Dank bekommt meine Mutter, sie ist wirklich ein Engel, weil es kaum Menschen gibt, die so stark sein können." Stark muss auch die Patientin bleiben. In ihrem Internet-Gästebuch schreibt ihr ein Fremder: "Ich kann nur eines zu Dir sagen: Respekt!!! Du bist wirklich eine Kämpferin, und du wirst den Kampf gewinnen!" Wie schwer der Kampf ist, schildert Sönmez: "Wenn man so lange kämpft und immer noch kein Ziel erreicht hat und der Arzt kommt und sagt einem, dass man sehr wahrscheinlich sterben wird, ist das sehr, sehr schlimm." Und: "Ich bin erst 24 geworden aber fühl mich schon wie eine 40-Jährige. Ich möchte sehr gerne wieder gesund sein. Ein großer Dank an meine Brüder, ich bin so froh, dass ich so eine tolle Familie habe. Jeder gab mir so viel Stärke. Ohne diese Stärke hätte ich schon längst das Handtuch geschmissen." Vor einem Jahr erfuhr sie aus heiterem Himmel von ihrer schweren Krankheit. Ein Jahr danach schreibt ihr ein Freund: "Du hast jetzt so lange dafür gekämpft wieder gesund zu werden, gib die Hoffnung jetzt nicht einfach auf. Ich bin mir sicher, dass es irgendwo einen Menschen gibt, der dir durch die Spende das Leben retten kann." Besonders die türkische Bevölkerung wird gebeten, sich testen zu lassen, da innerhalb der eigenen ethnischen Gruppe die Wahrscheinlichkeit am größten ist, einen passenden Spender zu finden. Vier bis fünf Stammzellenspender kann die DKMS jeden Tag vermitteln. Dennoch kann für jeden vierten Patienten kein geeigneter Spender gefunden werden. Alle 45 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie, darunter viele Kinder. Für viele, wie auch für Sönmez, ist die Übertragung gesunder Stammzellen die einzige Überlebenschance. Die Typisierung in der BBS-Sporthalle in Wittlich, Max-Plank-Straße (nahe Autobahn) ist am 13. November, 12 bis 18 Uhr. Die Registrierung und Typisierung eines Spenders kostet die DKMS 50 Euro. Auch mit einer SMS bis zum 14. November kann jeder 4,99 Euro spenden und die Aktion unterstützen. Der Erlös geht komplett an die DKMS: Man sendet einfach SPENDE an die Nummer 86888. Oder man überweist an das DKMS Spendenkonto 120 100 bei der Kreissparkasse Köln, BLZ 370 502 99, Stichwort: MUL 019. Infos: www.rettet-soenmez.de; www.dkms.de; www.stefan-morsch-stiftung.de und auf Türkisch: www.kemik-iligi.org. Ansprechpartner, etwa für medizinisches Hilfspersonal am 13. November, sind Mustafa und Mehmet Yigit: Handy 0176/23236142 oder 0176/20604087.

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