Jedes Mal ein Wunder

TRABEN-TRARBACH. Es ist jedes Mal ein Wunder. Ein Kind wird geboren, ein neuer Mensch kommt zur Welt. Fast immer ist eine Hebamme bei der Geburt dabei, die der Mutter - manchmal auch dem Vater - Beistand leistet und die bei Komplikationen eingreifen kann. Im Traben-Trarbacher Krankenhaus arbeiten drei Hebammen. Wir haben mit Rita Albright über ihre Arbeit gesprochen.

Ein Routinejob? "Niemals", sagt Rita Albright, die seit fast 20 Jahren am Krankenhaus Traben-Trarbach als freiberufliche Beleg-Hebamme arbeitet. "Jede Geburt ist anders - und etwas ganz Besonderes." Weit über 1000 Babys hat die 51-Jährige "zur Welt gebracht". Sie hat viele wunderschöne Momente voller Glück erlebt, aber leider auch einige traurige Erlebnisse gehabt. "Eine Geburt ist der Beginn eines neuen Lebens und bringt immer viel Freude und Glück mit sich", sagt die Traben-Trarbacherin. Zusammen mit ihren Kolleginnen Mareike Pauly, die im Oktober vergangenen Jahres zu dem bislang zweiköpfigen Team dazugestoßen ist, und Jolanta Busch, betreut sie die Schwangeren bis zur Geburt und auch danach, wenn die jungen Mütter Hilfe brauchen. "Eine Geburt hängt immer davon ab, wie eine Frau ist", erklärt Rita Albright. Hat sie Angst vor der Geburt? Ist sie locker oder verspannt? Ist das Kind erwünscht? Ist die Frau gut vorbereitet? In Geburtsvorbereitungskursen am Krankenhaus Traben-Trarbach werden die werdenden Mütter von den Hebammen betreut. Was besonders wichtig ist: Die Hebammen lernen die Mütter kennen und bauen ein Vertrauensverhältnis auf. Das ist bei der Geburt sehr wichtig.Väter bei der Geburt grundsätzlich willkommen

Und die Väter? Grundsätzlich begrüßen es die Hebammen, wenn der Vater bei der Geburt dabei ist. "Aber: Die Frau muss das auch wollen", sagt Rita Albright. Und natürlich gab es auch im Traben-Trarbacher Kreißsaal Fälle, in denen Väter vor die Tür gesetzt wurden, weil sie vor lauter Nervosität nur Unruhe stifteten. Im vergangenen Jahr kamen 224 Babys im Traben-Trarbacher Krankenhaus zur Welt - 30 mehr als ein Jahr zuvor. Es hat sich herumgesprochen, dass die Betreuung hier sehr gut ist. Hinzu kommt, dass die Geburtsstation am Bernkastel-Kueser Krankenhaus geschlossen wurde und sich das ohnehin große Einzugsgebiet, das von Simmern über Morbach bis Idar-Oberstein reicht, noch einmal vergrößert hat. Hausgeburten werden von den drei Hebammen nicht betreut. "Wir dürften das, aber uns fehlt dafür die Zeit", sagt Rita Albright. Dennoch kann sie sich gut an eine "ungewollte" Hausgeburt erinnern. Es war an Weihnachten. Sie hatte ein paar freie Tage und am Morgen des ersten Weihnachtstags gerade den Truthahn in den Backofen geschoben, als sie eiligst zu einem Bauernhof gerufen wurde. Die Bäuerin erwartete ihr drittes Kind. Sie war schon kurz vor der Geburt, das Baby wollte dringend ans Tageslicht. "Was soll ich nur machen, was soll ich nur machen?", jammerte der Vater. "Sorgen Sie mal dafür, dass der Raum geheizt wird", antwortete Rita Albright. Die hochschwangere Frau lag nämlich in einer Art Abstellkammer ohne Ofen und sonstige Annehmlichkeiten. Die Hebamme schaffte es noch, ihre Kollegin Jolanta Busch zu benachrichtigen, die zehn Minuten später mit dem Geburtsbesteck eintraf. Die Bäuerin hatte trotz Wehen noch am Morgen die Kühe gemolken, "weil das doch immer ihre Arbeit ist". Es gibt viele solcher kleiner Episoden im Leben einer Hebamme. Und was hat sich in den Jahren geändert? Die Frauen seien heute zwar viel besser aufgeklärt und informiert, aber das Natürliche sei doch verloren gegangen, meint Rita Albright. Und: Leider hätten viele junge Mütter heute eine etwas realitätsferne Einstellung. Albright: "Zu viele sind leider nach der Geburt mit dem Baby auf sich allein gestellt."

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