Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt!

ZELTINGEN-RACHTIG. Bis zu 70 Arbeiter tummeln sich derzeit auf dem Gelände der Schleuse Zeltingen. Sie sollen dafür sorgen, dass bald zwei Schleusenkammern zur Verfügung stehen.

Mehr als ein Jahr lang herrschte weitgehend Ruhe auf der Großbaustelle an der L 47 zwischen Wehlen und dem Zeltinger Kreisel. Die Arbeiten an der zweiten Schleusenkammer der Staustufe Zeltingen ruhten, weil das Wasser- und Schifffahrtsamt Trier den Vertrag mit den Firmen der Arbeitsgemeinschaft 2. Schleuse Zeltingen wegen "andauernder Leistungsverweigerung" gekündigt hatte (der TV berichtete). Es ging unter anderem um strittige Forderungen der Firmen, die immer wieder mit Nachträgen auf den Auftraggeber zukamen. Die Firmen stellten die Arbeit weitgehend ein. Als sie mehrfachen Aufforderungen zum Weiterbau nicht nachkamen, erfolgte die Kündigung. Die Gerichte werden sich mit den Folgen befassen. Doch seit einigen Monaten wird wieder gearbeitet. Die Arbeitsgemeinschaft Neubau 2. Schleuse Zeltingen (Schnorpfeil Baum GmbH, Treis Karden/Johann Bunte GmbH und Co. KG, Bad Bentheim) hat bei der erneuten Ausschreibung das günstigste Angebot (zirka 23 Millionen Euro) für die Tiefbauarbeiten abgegeben. "Was geschehen ist, ist sehr unerfreulich", sagte Joachim Gährs, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes bei einem Ortstermin. "Ich bin aber bester Hoffnung, dass wir mit den neuen Firmen den Bau vernünftig und gut zu Ende führen." Die Fertigstellung der zweiten Schleusenkammer wird sich natürlich verzögern. Als Zeitpunkt ist nun Ende 2008 anvisiert. Bis dahin wird noch viel Erde bewegt werden, denn es laufen noch die Vorarbeiten für die Kammer. Derzeit ist ein riesiger Drehbohrer im Einsatz, der 20 Meter tiefe Löcher bohrt, die dann mit Beton aufgefüllt werden. Dies dient der Sicherung der Baugrube.Neue Schleusenkammer ist 210 Meter lang

Die neue Schleusenkammer wird 210 Meter lang und zwölfeinhalb Meter breit sein. Sie trägt damit dem Umstand Rechnung, dass die Schiffe größer und breiter werden. Auch die Menge der beförderten Güter hat sich erhöht. Beim Ausbau der Mosel zu einer Großschifffahrtsstraße gingen die Experten von einem jährlichen Frachtaufkommen von zehn Millionen Tonnen aus. Heute sind es bereits 14 Millionen Tonnen. Derzeit wird nicht nur in Zeltingen gebaut, sondern auch in Fankel (Untermosel). Weitere Schleusenerweiterungen, zum Beispiel in Trier, sollen folgen. Das Zeltinger Großbauwerk genießt Vorrang, weil hier neben den Frachtschiffen und Tankern auch rund 4500 Fahrgastschiffe pro Jahr durchgeschleust werden. Und da die Ausflugsschiffe Vorrang genießen, muss die Berufsschifffahrt in der Saison oftmals unfreiwillige Pausen einlegen. Baubevollmächtigter Wilfried Lemm (Wasser- und Schifffahrtsamt) erläuterte am Freitag Kommunalpolitikern den Fortgang der Arbeiten, die im August 2002 begannen. Insgesamt werden auf der Baustelle 600 000 Kubikmeter Erdreich bewegt und 60 000 Kubikmeter Beton verarbeitet. Der Großteil der Erde wird auf einem Gelände auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufgeschüttet und dann bepflanzt. Die Erde soll über eine Behelfsbrücke, die die L 47 überspannt, zu dem Gelände transportiert werden. Diese Brücke hat das Wasser- und Schifffahrtsamt von der vorher tätigen Arbeitsgemeinschaft übernommen. Es habe sich, so Joachim Gährs, aber herausgestellt, dass sie marode ist und saniert werden muss. Das soll in den nächsten Tagen geschehen. Die Gesamtkosten für den Bau der zweiten Schleusenkammer, die unter anderem Planung, Grunderwerb und einen Teil der Kosten für die Verschwenkung der L 47 beinhalten, belaufen sich nach Angaben von Joachim Gährs auf zirka 45 Millionen Euro.

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