Jubel und Leiden

Hart prallen der Jubel des Hosanna und die Leidensgeschichte am Palmsonntag aufeinander. Ist es nicht erschreckend? Die selben Menschen, die einige Tage vorher Jesus voll Begeisterung freudig zum König, zu ihrem Herrscher machen wollten, schreien nun mit von Hass und Wut verzerrten Gesichtern: "Ans Kreuz mit ihm!

" Wie verkraftet Jesus die Enttäuschung? Gefasst nimmt er sein Leid auf sich, nicht vor Wut und Hass schnaubend, nicht stoisch-unberührt, aber innerlich frei geht er dem bitteren Ende entgegen. Auch uns Menschen ergeht es oft nicht anders in unserem Leben. Heute "Hosanna", morgen "Ans Kreuz mit ihm". In unserem menschlichen Zusammenleben dominieren oft Machtmissbrauch und Herrschsucht. Dabei sind Macht und Herrschaft, maßvoll und richtig eingesetzt, an sich nichts Negatives. Aber denken wir doch nur einmal an die scheinbar kleinen, zermürbenden Machtkämpfe, die in den Familien zwischen Eltern und Kindern, Mann und Frau ausgetragen werden oder im Beruf unter Kollegen oder in der Klasse unter Schülern oder auch in christlichen und weltlichen Vereinen. Sind es nicht all diese kleinen und größeren Reibereien, die unser Leben belasten und vergiften? Sie sind lähmend, kosten viel Kraft und sind letztendlich wenig fruchtbar. Jesus lebt eine andere Lebensordnung vor: Wenn wir geschwisterlich miteinander umgehen, ist das immer ein Abbild der Güte und Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus aufgeleuchtet ist. Nicht nur angesichts der aktuellen Diskussion um die Reform unseres Gesundheits- und Sozialsystems ist das von unerhörter Bedeutung. Das soziale Netz, in dem wir leben, ist nicht nur eine politische Angelegenheit, sondern genau so gut unsere eigene Sache und hat ein großes Gewicht, denn Jesus sagt: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Pfarrer Edwin Prim, Hetzerath

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