Jüdischer Gedenkraum wirft viele Fragen auf

TRABEN-TRARBACH. Die Stadt Traben-Trarbach will in angemessener Weise an die ehemaligen jüdischen Bürger erinnern. Im Mittelmosel-Museum sollen Dokumente, Fotos und weitere Exponate gezeigt werden. Das hat kürzlich der Stadtrat beschlossen. Doch die Umsetzung ist nicht so einfach, wie Museumsleiter Christof Krieger gegenüber dem TV erklärt.

Christof Krieger ist positiv überrascht. Der Museumsleiter und akademisch ausgebildete Historiker begrüßt ausdrücklich das Ansinnen des Stadtrates, im Mittelmosel-Museum Platz zu schaffen für die jüngere Stadtgeschichte. Dazu gehört auch das dunkle Kapitel "Drittes Reich", als auch aus Traben-Trarbach die Juden vertrieben und die Fensterscheiben jüdischer Ladenbesitzer zerschlagen wurden. Krieger: "Die Auseinandersetzung und Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Traben-Trarbach ist überfällig." Krieger, der sich im Rahmen seine Doktorarbeit mit der NS-Zeit an der Mosel beschäftigt, macht aber deutlich, dass eine Neugestaltung der historischen Sammlung wohl überlegt sein muss. Vor allem der bauliche Zustand des Museums bereitet Krieger große Sorgen. Krieger: "Es geht ja darum, eine Erinnerungsstätte für Bürger der Stadt zu schaffen, die auf bestialische Weise ermordet wurden. Da bedarf es eines gewissen würdigen Rahmens." In der Abteilung für Stadtgeschichte, die sich im Dachbodenbereich befindet, sei dieser Rahmen kaum gegeben. Seit 40 Jahren, so Krieger ist dort nicht mehr renoviert worden. In den unteren Etagen wird die bürgerliche Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts präsentiert. Dort käme aus Sicht Kriegers ein Raum, der an die Traben-Trarbacher Juden erinnern soll, noch weniger in Frage. Außerdem passe eine Erinnerungsstätte für die jüdischen Bürger nicht in das aktuelle Gesamterscheinungsbild der Sammlung zur Stadtgeschichte. Krieger: "Man kann nicht einfach neben Ausgrabungsfunde der Festung Mont Royal oder Zunftdokumente des 17. Jahrhunderts eine Vitrine mit Erinnerungsstücken ortsansässiger Holocaust-Opfer stellen." Krieger plädiert daher für eine grundsätzliche Neukonzeption der Ausstellung zur Stadtgeschichte im Dachgeschoss. Dies sei aber nur im Rahmen einer baulichen Sanierung der Räume sinnvoll. Krieger hat übrigens bereits vor fünf Jahren ein 25-seitiges Konzept dem damaligen Stadtbürgermeister Alois Weber vorgelegt. Dieser habe es aber nach eigenem Bekunden nie gelesen. Weiter stelle sich die Frage der Exponate. Speziell zur jüdischen Geschichte in Traben-Trarbach gibt es im Museum keine Ausstellungsstücke. Krieger: "Man kann dort ja nicht eine Hakenkreuzfahne neben dem Ehrenbürgerbrief Hitlers, den es tatsächlich in der Museumssammlung gibt, zeigen." Der Museumsleiter bezeichnet es im Übrigen als Glücksfall, dass in der Person von Martin Schmitz, der in Traben-Trarbach aufgewachsen ist und mit seinen Eltern nach Auschwitz deportiert wurde (der TV berichtete) ein Zeitzeuge zur Verfügung steht. Krieger: "Es ist ungeheuer wichtig, mit diesem Zeitzeugen das Gespräch zu suchen und ihm zuzuhören. An die Anschaulichkeit und Eindringlichkeit eines persönlichen Erlebnisberichts zum Holocaust wird eine Museumsvitrine, ganz egal wie aufwändig diese auch gestaltet sein mag, niemals herankommen."

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