Kabarettisten erobern die Burg

MANDERSCHEID. Unterhaltung mit Esprit für wenig Geld, dazu eine Atmosphäre, bei der die Gäste sich eingeladen fühlen: Mit den Manderscheider Kulturtagen verfolgt Rainer Laupichler ehrgeizige Ziele.

Anfang des Jahres kam Schauspieler Rainer Laupichler (Engagements am Wiener Burgtheater und der Berliner Schaubühne, Nebenrollen in "Tatort", "Die Kommissarin") von Berlin nach Manderscheid zurück, wo er aufgewachsen war. Er sehnte sich nach der "demotivierenden Unmenge von Möglichkeiten" in der Hauptstadt nach "überschaubaren Verhältnissen". Doch sich neben seiner Fernseharbeit in diesen Verhältnissen auszuruhen, ist Laupichlers Sache nicht. Und so organisierte er verschiedene Workshops und die Manderscheider Kulturtage, die am 15. Juli starten. Laupichlers Idee: "Neben den konventionellen Festen und den Klassik-Events gibt es eine Nische: Kabarett, Wortwitz, Unterhaltung mit Esprit." Und diese Nische möchte der begnadete Organisator gerne auf Dauer besetzen. Die Kulturtage wären dann quasi die kleine Schwester vom Burgenfest - mit ganz anderer Zielsetzung. Laupichler will mit den Kulturtagen, die die Stadt Manderscheid präsentiert, einen Spannungsbogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzeugen: Hier die fast 1000 Jahre alte Burg, dort die zeitgenössischen Künstler. Nicht nur Kabarettisten mit gutem Renommee hat der Schauspieler dafür engagiert, sondern auch zwei Bildhauer aus der Region. Michael Hussmann aus Eckfeld und Roland Hartz aus Karl werden ihre Skulpturen in den alten Ruinen platzieren. Und nicht nur die Skulpturen sollen eine besondere Atmosphäre schaffen. Laupichler denkt an viele Details: Teelichter in den Schießscharten, bluesig-jazzige Töne nach der Veranstaltung, mit Hussen verzierte Biertische, Wein und Snacks sowie informell-abstrakte Kunst auf dem Pallas. Die Zuschauer sollen sich wohl fühlen und für kleines Geld (fünf bis 15 Euro) gehobene Qualität bekommen. Umsonst gibt es sogar einen Auftritt der Theater-AG des Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasiums, die Laupichler selbst leitet (siehe Rahmenprogramm). Trotz privater Unterstützer war all das nicht ganz einfach zu organisieren. Die Bestuhlung des maximal 100 Leute fassenden Pallas war Laupichlers größtes Problem. Zwar bekam der Schauspieler, der an der Veranstaltung nichts verdient und sie großteils mittels Sponsoren finanziert, schließlich Unterstützung von Verwaltung und Stadt, doch musste er zuvor so manches Kämpfchen ausfechten. Laupichler: "Ich kam mir vor wie in einer Großfamilie mit all ihren Tretminen." Doch nun ist er optimistisch. "Nach einem klärenden Gespräch besteht nun die Möglichkeit, die Kulturtage gemeinsam als Chance zu sehen." Der Beginn eines großen Spektakels? Auch die Organisatoren des Burgenfestes, das jährlich Tausende Besucher anlockt, hatten es zu Anfang nicht so leicht mit ihrer Idee ...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort