Käfer haben nasse Füße bekommen

BERNKASTEL-WITTLICH. Was dem Menschen das Sommervergnügen verwässert hat, kam dem Wald zu Gute: Die Borkenkäferplage hat nicht den befürchteten dramatischen Verlauf genommen.

Ihre Lieblingsspeise sind Fichten, und noch im Frühjahr hatte die Biologische Bundesanstalt vor der möglicherweise größten Massenvermehrung der Borkenkäfer seit 50 Jahren gewarnt. Folge für die Forstämter: Befallenes Fichtenholz muss früher als geplant geschlagen werden und als "Käferholz" zu geringeren Preisen verkauft werden - auf lange Sicht ein großer Einnahmeverlust für die Forstämter, die schon die Schädlingsplage in 2003 zu verkraften haben.Das Klima hat mitgeholfen

Doch die Situation hat sich etwas entspannt. Reinhard Irle, Leiter des Forstamtes Wittlich mit 16 000 Hektar Wald, davon 2500 Hektar Staatswald, erklärt: "Ganz wesentlich hat uns der Klimaverlauf geholfen. 2003 gab es anhaltend hohe Temperaturen und wenig Regen. Die Bäume hatten Wasserstress. Dann riechen sie nach Alkohol, darauf fliegen die Schädlinge. Und die Käfer haben auch gesunde Bäume angebohrt. In diesem Jahr kam die Wende Ende Mai, Anfang Juni. Zuerst haben die Waldarbeiter beobachtet, dass viele Larven sterben. Man sah, dass die Entwicklung nicht so weiter geht. Und schon Ende August, statt wie sonst im Oktober, war die Menge der aufgearbeiteten Schadhölzer rückläufig." 45 Gemeindebetriebe betreut er in einem Gebiet, das sich begrenzt von der A 60 ab Eckfeld bis runter nach Salmtal. Dort konnte er den finanziellen Verlust durch einen verbesserten Eichenmarkt auffangen. Neben dem Wetter hatten die Forstämter aber noch kleine, starke Helfer im Wald. Reinhard Irle: "Die Käfer haben auch unter sehr frühen Verpilzungen gelitten. Außerdem haben sich die Raubinsekten stark vermehrt und zugeschlagen, indem sie Eier durch die Fichtenrinde in die Puppen gelegt haben. Die wurden dann von innen aufgefressen." Im Wittlicher Stadtwald, der sowieso von einem hohen Laubanteil profitiert, kann man auch entspannen. Joachim Rodenkirch: "Es ist nicht so dramatisch, wie Anfang des Jahres vermutet. Wir werden haushaltsmäßig keine Einbußen erleiden." Franz-Josef Sprute vom Forstamt Traben-Trarbach mit 22 000 Hektar, davon 2500 Hektar Staatswald, gibt noch keine generelle Entwarnung: "Dieses Jahr war die Situation für uns günstiger als 2003, aber von einer totalen Entspannung zu sprechen, halte ich für zu früh. Der Grundbestand an Borkenkäfern ist nach wie vor hoch. Ich blicke noch mit leichter Sorge nach 2005. Ein trockenes Jahr, das wäre schlecht." Generell müssen die Forstämter nicht nur die zu früh verlorenen Bäume verkraften, sondern auch den Verfall der ohnehin niedrigen Fichtenpreise. Franz-Josef Sprute erklärt dazu: "Statt 50 Euro werden nur 30 Euro je Festmeter für das Schadholz gezahlt. Auch die Buche war relativ schlecht. Eiche und Douglasie waren die einzigen Baumarten, die preismäßig einigermaßen stabil waren." Hatte man in seinem Bereich mit 3500 Festmetern wegen Käferbefalls zu schlagender Fichte gerechnet waren es rund 50 Prozent mehr. Für das Forstamt Dhronecken sagt Hans-Jürgen Wagner: "Im Bereich des Forstamtes Dhronecken sind im Jahr 2004 bisher 15 000 Festmeter Käferholz angefallen. Die Entwicklung ist somit nicht dramatisch verlaufen, sondern allenfalls besorgniserregend was die wirtschaftlichen Auswirkungen betrifft." Zu den betriebswirtschaftlichen Folgen sagt Hans-Jürgen Wagner: "Eine Kompensation der Einnahmeverluste wird in der überwiegenden Anzahl der Forstbetriebe nicht möglich sein, da wir bei unserer zweitwichtigsten Holzart, nämlich der Buche, derzeit eine Nachfrageschwäche zu verzeichnen haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort