Kaffeetrinken, einkaufen, da sein

Ein privates Treffen, völlig offen und ohne professionellen Anspruch - darum geht es beim Projekt "Aufwind", bei dem sich Ehrenamtliche mit psychisch erkrankten Menschen treffen. Rund ein Jahr gibt es "Aufwind". Weitere Engagierte werden gesucht.

Bernkastel-Wittlich. Carolin Daub (Name von der Redaktion geändert) trifft sich seit vergangenem Sommer alle zwei bis drei Wochen mit einer Frau, die psychisch erkrankt ist. "Wir gehen Kaffee trinken, einkaufen, oder ich bin einfach da und bei ihr", sagt Daub. Sie engagiert sich beim Projekt "Aufwind" der Gemeindepsychiatrischen Betreuungszentren des Kreises. Ziel ist, dass ein Ehrenamtlicher Zeit mit einem psychisch erkrankten Menschen verbringt. "Die meisten trinken Kaffee", sagt Christian Knopp, Diplom-Psychologe und Ansprechpartner für das Projekt "Aufwind" nach den ersten Erfahrungen. Es gebe aber auch zwei Schreibwerkstätten sowie eine Kochgruppe. "Im Grunde sind die Treffen offen, und jeder entscheidet selbst, was er unternimmt", sagt Knopp. "Es soll ein normales privates Treffen sein, anders als ein professioneller Termin, den wir mit den Klienten machen."Hintergrund ist, dass viele psychisch erkrankte Menschen soziale Kontakte verloren haben oder es ihnen schwer fällt, neue aufzubauen.Vor knapp einem Jahr wurde das Projekt ins Leben gerufen. Die Initiatoren sind zufrieden, dass von 50 Interessierten zehn Ehrenamtliche dauerhaft gewonnen wurden. Alle zwei Monate gibt es einen Erfahrungsaustausch. Christian Knopp freut, dass das Projekt bereits zum "Selbstläufer" geworden ist. "Wir haben es arrangiert, aber es ist eine private Sache zwischen den Menschen", sagt er. Weitere Ehrenamtliche werden jedoch gesucht. Rund 20 Menschen könnte Knopp vermitteln. Dabei handele es sich um Personen, die sich mit ihrer Krankheit arrangiert hätten. Vermittelt würden keine Menschen mit schweren psychischen Störungen. Laut Rebecca Müller vom psychiatrischen Betreuungszentrum "Haus Felsenburg" und ebenfalls Ansprechpartnerin des Projekts, ist auch wichtig zu wissen, dass für die Ehrenamtlichen immer ein Ansprechpartner zur Verfügung steht. Zum Reiz an der Aufgabe sagt sie: "Es ist interessant, eine Person kennenzulernen, die andere Lebenserfahrungen gemacht hat, und die mit Dingen vielleicht auch anders umgeht." Für Carolin Daub ist die Frau, die sie durch "Aufwind" kennengelernt hat, bereits zu einer "guten Bekannten" geworden. Daub freut die Offenheit, die ihr entgegengebracht wird, und sie genießt die Sympathie, die zwischen beiden besteht. Interessierten nimmt sie die Angst vor dem Kontakt mit einem psychisch erkrankten Menschen: "Wer offen ist, wird auch einen Zugang finden", sagt sie. Und: "Diese anderen Kontakte bereichern das Leben ein Stück." Extra Ansprechpartner für Interessierte, die sich ehrenamtlich beim Projekt "Aufwind" engagieren möchten, sind: Christian Knopp (Leistnerhaus, Kues), Telefon 06531/972928 und Rebecca Müller (Haus Felsenburg, Wittlich), Telefon 06571/1472982. Interessierte sind auch zum nächsten Erfahrungsaustausch eingeladen. Dieses findet am Dienstag, 20. Mai, 18 Uhr, im Leistnerhaus, Saarallee 6, Kues, statt. Das Haus Felsenburg organisiert Mitfahrgelegenheiten von Wittlich nach Kues.

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