Kameruner schwitzt an der Mosel

TRABEN-TRARBACH. Als Hannelore Kroeber im Trierischen Volksfreund unlängst las, dass der Verein Experiment Gasteltern für ausländische Deutschlehrer sucht, zögerte sie nicht lange. Sie und ihr Partner nahmen Kontakt zu dem Verein auf, und aus Kamerun kam bald darauf Gymnasiallehrer Jacob Njanpou zu ihnen an die Mosel.

 Ein kultureller Erfahrungsaustausch bereichert fortan das Leben von Jacob Njanpou (Mitte) und seinen deutschen Gasteltern Hannelore Kroeber und Klaus-Joachim Kranz. Der Gymnasiallehrer aus Kamerun war 14 Tage in Traben-Trarbach, wo eine herzliche Freundschaft zu seinen Gastgebern entstand. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Ein kultureller Erfahrungsaustausch bereichert fortan das Leben von Jacob Njanpou (Mitte) und seinen deutschen Gasteltern Hannelore Kroeber und Klaus-Joachim Kranz. Der Gymnasiallehrer aus Kamerun war 14 Tage in Traben-Trarbach, wo eine herzliche Freundschaft zu seinen Gastgebern entstand. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Hannelore Kroeber und ihr Partner Klaus-Joachim Kranz sind erfahren im Umgang mit Gästen aus fremden Ländern. 23 Kindern aus Tschernobyl hat das Paar in den vergangenen Jahren erholsame und interessante Ferien in Traben-Trarbach ermöglicht. Anregende zwei Wochen erwarteten auch den Herrn aus dem fernen Afrika und seine deutschen Gasteltern, und es erwuchs daraus eine herzliche Freundschaft und ein kultureller Erfahrungsaustausch, der alle bereichert hat. Zu viele Kinder, zu wenige Klassenräume

Der 35-jährige Kameruner reiste aus München an, wo er zunächst an einer 14-tägigen Fortbildung für Deutschlehrer teilgenommen hatte. Das bedeutete intensives Arbeiten, "und wäre ich danach gleich zurück gereist, hätte ich überhaupt kein Bild von Deutschland bekommen", sagt Jacob Njanpou, der Deutsch schon in der Schule lernte. An der Universität der kamerunischen Hauptstadt Jaunde studierte er die Sprache und legte sein erstes und später das zweite Staatsexamen ab. Seit elf Jahren unterrichtet er die Oberstufe des Gymnasiums in einem Vorort der 120 000-Einwohner-Stadt Bafoussam im Westen des Landes. 75 Schüler hat er in der zehnten Klasse. "In Kamerun haben wir zu viele Kinder, zu wenige Klassenräume - und auch Lehrer fehlen", sagt Njanpou, der sich freute, dass der stellvertretende Schulleiter Klaus-Peter Mumbauer ihm das Traben-Trarbacher Gymnasium vorstellte. In seinem Heimatland ist die Ausstattung der Schulen oft schlecht, es gibt keine Bibliotheken und Laborräume, dafür aber reichlich Disziplinprobleme in den großen Klassen. "In Deutschland wissen die Schüler, was sie wollen, in Kamerun muss ich mit ihnen kämpfen, viele sind an der Schule nicht interessiert", sagt Njanpou, den man sich als gestrengen Lehrer kaum vorstellen kann. Hart ist der Alltag allerdings auch für die Kinder, die bereits ab dem ersten Schuljahr täglich von 7.30 bis 15.30 Uhr die Schulbank drücken müssen. Sie haben nur zwei Pausen und bekommen auch noch Hausaufgaben auf. Der sympathische Afrikaner, der das erste Mal in Deutschland ist, spricht perfekt Deutsch und fließend auch die Amtssprachen seines Landes, Französisch und Englisch. "Es gibt 254 Stämme in Kamerun, und alle haben ihre eigene Sprache", berichtet Njanpou, der zum Stamm der Bamiléké gehört und deren Sprache Bangwa ebenfalls beherrscht. Den fünffachen Familienvater - Ehefrau Judith ist Grundschullehrerin - erwartete an der Mosel ein abwechslungsreiches Programm. Wie 60 Prozent aller Menschen der Region, in der er lebt, bekennt sich Njampou zum evangelischen Glauben, und so freute er sich über einen Gottesdienstbesuch in der Trabener Peterskirche. Mit seinen Gasteltern lernte er die Stadt und das Mittelmosel-Museum kennen, er war in Wittlich und in Trier, wo ihn die Porta Nigra am meisten beeindruckte, machte eine Schifffahrt nach Bernkastel-Kues und besuchte die Weinfeste in Zell und Kröv. "Ich wusste vorher gar nicht, dass in Deutschland so viel Wein produziert wird", sagt der Kameruner, der den edlen Rebensaft hier kennen und schätzen lernte. An der Mosel kam er auch gehörig ins Schwitzen, denn im Westen seines Landes liegen die Temperaturen ganzjährig bei rund 25 Grad. "Deutschland ist eine Reise wert", zieht Jacob Njanpou zufrieden Bilanz. Er wird mit vielen Eindrücken und einem deutschen Kochbuch im Gepäck nach Hause fahren, denn was in Deutschland gegessen wird, steht auf dem Lehrplan der neunten Klasse. Njanpou möchte gerne in Deutschland promovieren und sucht einen Doktorvater, damit er im nächsten Jahr seine Dissertation über den "handlungsorientierten Unterricht an Kameruner Sekundarschulen" schreiben kann. Auf seinen zweiten Besuch in Deutschland freut er sich schon, und Traben-Trarbach und seine Gasteltern will er auf jeden Fall wiedersehen.

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