Kampf um eigene Schule

Die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron möchte den Schulstandort mit einer "Realschule plus" dauerhaft sichern. Einer Kooperation mit Thalfang wird eine Absage erteilt.

Neumagen-Dhron. Die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron will eigenständiger Schulstandort bleiben. Der Verbandsgemeinderat reagiert damit auf Überlegungen, die vor einer Woche im Kreistag Bernkastel-Wittlich vorgestellt wurden. Danach sollen Thalfang (Regionale Schule) und Neumagen-Dhron (Realschule und Hauptschule) eine Kooperation (eine Schule an zwei Standorten) eingehen. Der VG-Rat Neumagen-Dhron erteilt diesen Überlegungen eine Absage. Wichtigste Forderungen sind der Erhalt des Schulstandorts Neumagen-Dhron und die Einrichtung einer "Realschule plus" (TV vom 21. Juni).

Die VG Thalfang ist offenbar bereit für eine Kooperation (der TV berichtete). Der VG-Rat Neumagen-Dhron lehnt sie ab. Eine der Begründungen: Der Schulstandort Neumagen-Dhron sei historisch gewachsen und umfasse auch Orte der VG Schweich und der Verbandsgemeinde Thalfang. Keine der vielen Schülerinnen und Schüler aus der VG Schweich werde aber den Weg nach Thalfang wählen. Die Eltern würden bei einer Kooperation mit den Füßen abstimmen und ihre Kinder abmelden oder gar nicht erst anmelden.

"Es gibt noch keinen abgestimmten Schulentwicklungsplan", erläutete Maria Bernard (Leiterin des Fachbereichs Bildung und Kultur bei der Kreisverwaltung). Alle Schulstandorte sollen nach ihrer Auskunft erhalten bleiben. Im Einzelfall könne es Kooperationen geben. Die Entscheidung falle am 29. September im Kreistag.

Willi Herres, Ortschef von Neumagen-Dhron, berichtete über ersten Unmut bei den Eltern. "Die reagieren sehr sensibel", sagte er. Bei dem Planer dieser Kooperation vermisse er Taktgefühl.

"Zwei Standorte werden geschwächt"

Sollte es zu der Kooperation kommen, "machten sich die Schulen selber zu". Ratsmitglied Alfred Schwarz (FBL) sprach von "Selbstmord aus Angst vor dem Tod", wenn die VG dem Thalfanger Angebot folge. Bereits im Vorfeld hatten sich Bürgermeisterin Christiane Horsch und Vertreter von Schulen und Elternbeiräten gegen die Kooperation gewandt. Auch hier die Argumentation: Kein Kind aus der VG Schweich fahre nach Thalfang. Statt einen Standort zu stärken, würden zwei geschwächt und wahrscheinlich eliminiert. Zwischen zwei großen Standorten wie Bernkastel-Kues und Schweich dürfe kein Vakuum, sondern eine hochwertige Alternative vorhanden sein, so Horsch.

Meinung

Eigene Schule ist kein Luxus

Richtig wundern wird sich niemand über die Diskussion über die Schulstandorte beziehungsweise über Kooperationen zwischen Schulen. Die Verbandsgemeinden Neumagen-Dhron und Thalfang gehören zu den kleinen Kommunen im Lande. Deshalb werden, angesichts der prognostizierten demografischen Entwicklung schon am Reißbrett oder am Computer Zukunfts-Szenarien entwickelt. Was dabei auf der Strecke bleibt, sind die Menschen. Schüler und Lehrer, die zwischen zwei Schulen hin- und herpendeln, können doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Sie sollen lernen und lehren statt fahren. Eine "Realschule plus", angesiedelt zwischen den Schulzentren Bernkastel-Kues und Schweich ist wahrlich kein Luxus. Aber an so etwas denken Planer, die die örtlichen Gegebenheiten kaum kennen, nicht. Die Menschen in der VG Neumagen-Dhron müssen für die Eigenständigkeit des Schulstandorts kämpfen. Verlieren sie, werden sie sich auch um die Eigenständigkeit ihrer Kommune verstärkt Sorgen machen müssen. c.beckmann@volksfreund.de

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