Kapitäne warnen vor Badespaß

COCHEM. (seb) "Was sich hier zurzeit abspielt, ist haarsträubend", klagt Gerard Allard, Schiffsführer des Ausflugsschiffs "Jeverland": Klettern die Temperaturen in die Höhe, suchen Badende im kühlen Nass der Mosel Erfrischung. So viele wie noch nie. Allzu oft werden dabei die Tücken der Flüsse ignoriert. Kapitän Allard warnt: "Der Badespaß kann tragisch enden."

Seit mehr als zehn Jahren ist Gerard Allard Schiffsführer der "MS Jeverland". Tag für Tag fährt sein Schiff von Koblenz nach Cochem und wieder zurück. Vieles hat Allard hinter dem Steuer schon mitgemacht. Doch was er derzeit entlang der Moselstrecke erlebt, ist - in dieser Dimension - auch für ihn neu: "Immer mehr Menschen baden in der Mosel, ungeachtet aller Gefahren, die in den Flüssen lauern. So viele waren es noch nie - selbst im Jahrhundert-Sommer 2003 nicht", sagt der Schiffsführer. "Was zurzeit an der Mosel zu beobachten ist, ist haarsträubend. Da wird einem regelrecht angst und bange. Ich rede dabei nicht nur von den Jugendlichen, vielmehr sieht man überall entlang der Strecke immer wieder unvorsichtige Eltern, die ihre Kinder teils unbeaufsichtigt ins Wasser gehen lassen. Sogar Kleinkinder ohne Schwimmflügel sieht man häufig." Die Eltern unterschätzten neben den natürlichen Gefahren des Flusses wie etwa Strömungen, Untiefen und Kaltwasserstellen, auch die Gefahren, die vom Schiffsverkehr ausgehen. Allard warnt: "Vorbeifahrende Schiffe ziehen das Wasser vom Ufer weg, und der Sog kann Menschen mitziehen. Wenn wir aus der Ferne Badende sehen, reduzieren wir die Geschwindigkeit und fahren langsam an ihnen vorbei. Das kommt momentan sehr oft vor." Kurios: Häufig bekomme die Zentrale der Köln-Düsseldorfer (KD), zu deren Flotte die "MS Jeverland" gehört, momentan Post von Badenden, zumeist von Eltern, die sich über die Flotte beschweren. Gerard Allard: "Badegäste schimpfen über die Wellen, die wir verursachen, weil ihre Badetücher oder ihre Kameras nass geworden sind. Da weiß ich nicht mehr, was ich dazu sagen soll." Generell habe er nichts gegen Schwimmer und Badende. "Aber jeder von ihnen sollte sich bewusst sein, dass Rhein und Mosel keine Schwimmbäder, sondern Großschifffahrtsstraßen sind", betont Gerard Allard. "Mosel und Rhein sind traumhafte Gewässer - aber mit etlichen Tücken."

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