Kasernenhofton und Schrei-Orgien

NEUMAGEN-DHRON. In der letzten Sitzung des Jahres kam es im VG-Rat Neumagen-Dhron zum großen Krach. Bürgermeister Hans Werner Schmitt wird bezichtigt, Mitarbeiter der Verwaltung zu mobben.

Das Ambiente war festlich. Tannenbäumchen aus Holz standen auf den Tischen, Kerzen brannten, Sekt und Wein standen bereit. Doch festlich ging es in der letzten Sitzung des Verbandsgemeinderates Neumagen-Dhron in diesem Jahr nicht zu. Stattdessen kam es zum großen Krach. Die Vorwürfe an Bürgermeister Hans Werner Schmitt lassen an Schärfe nichts zu wünschen übrig. "Er duldet keine Kritik, wer ihm widerspricht wird geoutet. Da ich den Kasernenhofton im Rathaus schon mehrfach selbst miterlebt habe, habe ich als Ratsmitglied Pflicht, mich für die Bediensteten einzusetzen", sagte Werner Mertes, der auch Ortsbürgermeister von Minheim ist. Er werde Schmitts "Schrei-Orgien an die Beschäftigten im Rathaus" nicht weiter akzeptieren. Schmitt habe zwei Gesichter. "Legen Sie ihren Januskopf zur Seite und zeigen bitte auch Ihren Mitarbeitern, das Gesicht, dass Sie in der Öffentlichkeit zur Schau tragen", sagte Mertes. Eine Antwort auf diese Vorwürfe blieb der Bürgermeister schuldig. "Ich werde schriftlich Stellung beziehen", kündigte er an. Doch die Vorwürfe hatten damit noch kein Ende. Ursprünglich wollte Helmut Ludwig (CDU), erster Beigeordneter und Ortsbürgermeister von Trittenheim, eine Erklärung der Beigeordneten abgeben. Da Ludwig (wegen Krankheit) und der zweite Beigeordnete Uwe Huppers (SPD) aber nicht anwesend waren, ergriff Alfred Schwarz, der dritte Beigeordnete, das Wort. "So geht es nicht weiter, sie lähmen die Verwaltung", sagte er und beklagte "vehemente persönliche Angriffe" des Bürgermeisters gegenüber Mitarbeitern. "Wenn so etwas unter Mitarbeitern passiert, spricht man von Mobbing", sagte Schwarz. Dass der Personalrat die Weihnachtsfeier abgesagt habe, sei ein "Signal, dass nicht übersehen werden darf." "Ich bedanke mich für die fruchtbare Zusammenarbeit. Ich stehe sogar auf", antwortete Schmitt mit einer Mischung aus Ironie und Verachtung. Es werde davon gesprochen, dass es im Rathaus die Gruppe Koster und die Gruppe Schmitt gebe. "Es gibt keine Gruppen. Wir wollen für die Bürger Arbeit leisten, die gut ist. Wir wissen aber, dass es Leute gibt, die mangelhafte Arbeit abliefern", sagte Schmitt. Er stehe für eine zukunftsfähige Verwaltung: "Das werde ich mit meinem Team beweisen."SPD-Ratsfrauen verlassen empört den Saal

Für zwei SPD-Ratsmitglieder war das zu viel. Sie verließen den Saal. "Ich kann ihm nicht mehr zuhören", sagte Melanie Kaufmann. "Die Leute in der Verwaltung werden krank", fügte Irmgard Meuren an. Nach TV-Informationen hat Schmitt unter anderem Mitarbeiter als "Krebsgeschwüre" bezeichnet, die man einer Chemotherapie unterziehen müsse. Werner Mertes sieht in solchen und anderen Aussagen einen klaren Fall von Mobbing. Alois Koster, der nicht nur Kämmerer und Werkleiter sondern auch Personalratsvorsitzender ist, sprach gegenüber dem TV von einer "miserablen Stimmung" zwischen Mitarbeitern und Bürgermeister. Mehr wolle er derzeit nicht sagen, weil er sich Rechtsschutz einhole. Schmitt dagegen sagte, dass seit Jahren hinter den Kulissen gegen ihn gearbeitet werde.

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