Keck, virtuos und mit großer Spielfreude

BERNKASTEL-KUES. (mbl) Im Familienkreis der Klarinetten "En famille" befanden sich die Zuhörer im Cusanus-Geburtshaus beim Konzert der Mosel-Festwochen und der Landesstiftung Villa Musica.

Die beiden Meisterklarinettisten Ulf Rodenhäuser und Michel Arrignon spielten zusammen mit Stipendiaten der Villa Musica Werke der Komponisten Florent Schmitt, Jean Francaix, Francis Poulenc und Raymond Loucheur. Dabei hatte die Bezeichnung "en famille" gleich doppelte Bedeutung: Nicht nur die Komponisten sind allesamt Franzosen, sondern auch die Klarinetten traten bei desem Konzert in Familienformation auf. Von der kleinsten bis zur größten, von der tiefsten bis zur hellsten - von der Es-Klarinette über die gängige B- oder A-Klarinette sowie Altklarinette oder Bassetthorn bis hin zur Bass- und Kontrabassklarinette zeigten sie, wie exzellent eine solche musikalische Familierunde klingen kann."Man muss sich einfach reinhören in diese Musik"

Dabei stellte die Musik des Impressionismus bis Neoklassizismus aus der Zeit von Ende des 19. bis zum 20. Jahrhundert nicht nur an die Ausführenden höchste Anspürche. Auch das Publikum war beim Zuhören gefordert, denn nicht für jedermann waren die Werke eingängige, leichte "Kost". In der Musik des "Neuen Jahrhunderts" zersetzen sich die Elemente Melodie, Harmonie und Rhythmus. Alles wird irreal - und doch sind trotz aller Dissonanzen Melodien wahrzunehmen, die den Zuhörer mehr und mehr "vertraut" wurden. "Man muss sich einfach reinhören in diese Musik", bemerkte ein Konzertbesucher, der fasziniert Klarinetten und Klavier lauschte. Nachdem sich die einzelnen Instrumente mit ihren tiefen bis hellen Tonlagen vorgestellt hatten, begeisterten die Musiker mit beschwingter, moderner Musik voll Esprit. Klanglich fantastisch, keck, virtuos und mit großer Spielfreude agierten die Musikerinnen und Musiker und ließen die Instrumente die ganze Bandbreite ihrer Möglichkeiten ausleben. Ob als Sextett, Quartett oder als Duo für Klarinette und Klavier - die jungen Leute beeindruckten mit ihrer erfrischenden Spielweise. Da reihten sich die Meister in die Reihe der Schüler. Dozenten und Stipendiaten spielten im Familienverband, jeder hatte hier seinen unverzichtbaren Part, keiner stand dem anderen vor oder nach - man spielte eben "en famille".Prädikat: "Clarinettissimo"

Die glänzenden Mienen ließen fast vergessen, welch großes musikalisches Können die Stücke den Musikern abverlangten - eine Herausforderung, die Klarinettisten und Pianistin mit Präzision, Dynamik und fast schwebender "Leichtigkeit" meisterten. Da wurden die Musiker dem Prädikat "Clarinettissimo" wahrhaft gerecht. Besonders beeindruckte Poulencs wunderbare Klarinettensonate - ein Werk, das der Komponist wenige Monate vor seinem Tod vollendete. Als Hommage an den kurz zuvor verstorbenen Poulenc hatten Benny Goodman und Leonard Bernstein das Werk 1963 in New York uraufgeführt.Und "en famille" endete der Konzertabend, das gleichnamige Stück von Loucheur gab einen musikalischen Einblick in die französische Familie, in dem der Komponist seinen Kindertagen als Klarinettist im Familienkreis ein Denkmal nach Noten setzt. In charakteristischer Weise stellten sich die vier Familienmitglieder einzeln vor. Zum Schluss "versammelt" sich die ganze Familie noch einmal und der Zuhörer erfährt mit den "Glockenschlägen" der Klarinetten, wann die Familie zu Bett geht. Vielleicht war dies auch eine leise Aufforderung an die Besucher, denn es gab keine, wenn auch beifallsstark gewünschte Zugabe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort