Kehrtwende ins Leben

Eigene Erfahrungen animierten Elisabeth Pütz aus Wittlich zur Gründung der Selbsthilfegruppe "Wende Treppe". Seit mehr als zehn Jahren kümmert sich die 48-Jährige intensiv um psychisch kranke Menschen. Auch sie gehört zu den "Helden im Alltag", von denen in dieser Woche zehn im TV vorgestellt werden.

Wittlich. (lyv) "Frage keinen Gelehrten, frage einen Betroffenen", diesem Leitspruch folgt Elisabeth Pütz aus Wittlich, wenn es um die Ergründung einer kranken Seele geht. Und sie weiß, wovon sie redet. In den Jahren 1991/92 litt sie selbst an einer Psychose. Mehr als drei Jahre sei sie in der Psychiatrie therapiert worden, erzählt Elisabeth Pütz. Doch sie musste feststellen, dass die Medikamente, die ihr dort verabreicht wurden und die gesamte Therapie "nicht mein Weg" waren. Eine Ausbildung als geronto-psychiatrische Fachpflegekraft, befähigte sie zusätzlich, ihre eigene Erkrankung zu durchleuchten und zu erkennen, dass die "psychiatrische Landschaft hier in Deutschland noch eine Diaspora ist". Elisabeth Pütz blieb nicht untätig und gründete im Dezember 1996 die Selbsthilfegruppe "Wende Treppe". Die Treppe symbolisiere das Leben, auf der es möglich sei, umzukehren, "auch innerlich", sagt sie. Menschen mit Depressionen oder Psychosen, Mobbingopfer oder auch Suizidgefährdete finden bei "Wende Treppe" Tipps und Unterstützung in dunklen Zeiten. "Die Betroffenen sollen wissen, dass da jemand ist, mit dem sie reden können", betont die Hausfrau und Mutter, die durch ständige Fortbildung ihr Fachwissen erweitert. Seit zehn Jahren leitet Pütz eine geschlossene Gruppe, die zurzeit acht Mitglieder zählt. In einer zweiten, offenen Gruppe, ebenfalls unter ihrer Leitung, sind neue Mitglieder, aber auch deren Angehörige, stets willkommen. Menschen aus der Isolation her auszuholen und ins Leben zurückzuführen, ist das Ziel. Von Ernährungstipps über Familienaufstellungen bis hin zur Begleitung bei Behörden- oder Arztbesuchen erfahren Hilfesuchende die verschiedensten Arten von Unterstützung. Und wenn es jemand geschafft hat und sich nicht mehr meldet, dann sind "keine Nachrichten, gute Nachrichten", sagt Pütz, "es ist wunderbar, wenn Menschen gelernt haben sich Hilfe zu holen".

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