Kein Gegensatz

BERNKASTEL-KUES. (red) Über 170 Zuhörer hörten das Festreferat von Bischof Dr. Reinhard Marx anlässlich der Cusanus-Festakademie in der Akademie Kues.

Die Akademie Kues, die Pfarrei St. Briktius und die Cusanus-Gesellschaft hatten zur Cusanus-Festakademie eingeladen. Nach dem feierlichen Pontifikalamt mit Bischof Reinhard Marx konnte Theresa Spies über 170 Personen zum Festreferat in der Akademie begrüßen, das das Thema "Denken und Glauben" zum Gegenstand hatte. "Denken und glauben ist kein Gegensatz, wie oft behauptet wird", sagte Theresia Spies zur Einleitung des Vortrags.Sonst wären Liebe und Hass unerklärbar

Weil Cusanus dachte, vermochte er noch überzeugter zu glauben. "In einem gelehrten Nichtwissen befinden wir uns", zitierte Spies den großen Sohn der Stadt. "Und so bitten wir Sie, sehr geehrter Herr Bischof, uns in unserem Nichtwissen gelehrter zu machen", wandte sie sich an den Gast aus Trier. Und: "Denn glauben sollen wir - Dank ihrer pastoralen Hilfe, Herr Bischof - selber, wenn auch nicht allein", sagte Spies. Glauben und Denken - beide Begriffe ständen nicht beziehungslos nebeneinander, so Bischof Marx. Das hätten die Denker bis in die Neuzeit gewusst. Ein solcher Denker sei Nikolaus von Kues an der Schwelle des Mittelalters zur Neuzeit. Der Bischof zeigte das an zwei Zitaten aus dem grundlegenden Werk des Nikolaus von Kues, "De docta ignorantia" und aus einer Koblenzer Predigt aus dem Jahr 1431. Glauben setzt nach Cusanus Wissen voraus. Das Wissen befruchte den Glauben und umgekehrt. Erst in der Neuzeit, insbesondere im 19. Jahrhundert, habe es Strömungen gegeben, die beides für unvereinbar gehalten hätten. Dabei habe man den Begriff des Wissens aber auf die naturwissenschaftliche Seite verengt. Die moderne Wissenschaft sei über diese Verengung längst hinaus, sonst könnte man menschliche Eigenschaften wie Liebe, aber auch Hass und Boshaftigkeit nicht erklären. Die Begriffe "Glauben" und "Denken" ergänzten sich bei richtiger Betrachtungsweise. Der gläubige Christ könne und solle von beidem ergriffen sein, in beidem fortschreiten. Gott sei ein Geheimnis, das ohnehin nicht zu denken sei. Aber, warum er ein Geheimnis ist, das wird stets das Ziel von Glauben und Denken sein. "Ich fand es schon sehr interessant", sagte Zuhörer Gerhard Lenssen zum Vortrag des Bischofs. Manchem sei die Aufarbeitung allerdings zu theoretisch ausgefallen, wie Lenssen aus Gesprächen erfuhr. Dadurch, dass so viele Zuhörer gekommen waren, sei es schwer gewesen, das Thema nach dem Vortrag noch im Einzelnen zu vertiefen, so Lenssen. Die Umrahmung des Abends übernahm der Sing- und Musizierkreis der Akademie.

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