Kein Gottesdienst unterm maroden Dach

ZELTINGEN-RACHTIG. Am Dachtragwerk der St. Stephanuskirche in Zeltingen gibt es gravierende Schäden, die nicht mehr repariert werden können. Bereits seit September ist das Gotteshaus geschlossen. Derzeit feiern die Gläubigen aus Zeltingen und Rachtig gemeinsam Gottesdienst in der Marienkirche in Rachtig.

Eigentlich sollte die St. Stephanuskirche einen neuen Anstrich bekommen. Erst war die Außenfassade geplant, und anschließend sollte der Innenraum farblich gestaltet werden. Aber dann kam alles ganz anders. Im Turm wurden Zwischenebenen neu eingezogen und Leitern eingebaut für die Arbeiter. Das gleiche sollte auch im Chorraum gemacht werden. Dort lagen Bohlen zur Sicherung, ein neuer Laufsteg sollte installiert werden, um durch das Kirchenschiff bis in den Chorraum gehen zu können. Bei der Inaugenscheinnahme haben Josef Eltges, Architekt beim Bischöflichen Generalvikariat in Trier, und Peter Berdi, Architekt aus Bernkastel-Kues, festgestellt, dass gravierende Schäden am Dachtragwerk vorhanden sind, die nicht mehr repariert werden können. "Eventuell ist eine neue Dachkonstruktion nötig", sagt Berdi. Aufgrund dessen wurden das Statikbüro Ottmar Schmitz aus Beilingen sowie der Prüfstatiker Günter Freis aus Bernkastel um Überprüfung gebeten. Beide Statiker haben anschließend von einer Reparatur abgeraten und die Kirche für Personen bis auf weiteres gesperrt. Betroffen ist das Hauptdach des Kirchenschiffs und der Dachreiter über dem Apsisdach, die akut einsturzgefährdet sind. Das Apsisdach im Altarraum und der Turm sind nicht betroffen. Das Doppeltonnendach des Kirchenschiffs besteht aus Eichenbalken mit Strohwickel und Lehmausfachungen. Die Decke soll erhalten werden, hängt aber am betroffenen Tragwerk fest. Neue, moderne Ingenieurlösungen wie Leimbinder und Stahlzuganker könnten so in der Zeltinger Kirche verwirklicht werden. Auf Anordnung des Bischöflichen Generalvikariats Trier musste die Pfarrkirche St. Stephanus in Zeltingen wegen Einsturzgefahr des Dachstuhles vorübergehend geschlossen werden. Pfarrer Stephan Feldhausen bedauert, dass der Ort, an dem sich die Gemeinde versammelt, um Gottesdienst zu feiern, geschlossen ist. "Ich bin aber sehr froh, dass der Schaden entdeckt wurde, bevor jemand zu Schaden gekommen ist." Das Gebälk ist annähernd 300 Jahre alt. Wenn auch keine sichtbaren Schäden in der Kirche erkennbar sind, ist der erlaubte statische Druck massiv überschritten, erläutert der Pfarrer das Ergebnis der statischen Untersuchung. Zudem hat der Holzwurm seine Spuren hinterlassen und das tragende Holz von ursprünglichen 15 Zentimeter Dicke auf wenige Zentimeter minimiert. Entwickelt hat sich alles im Laufe der Jahre. "Das heißt nicht, dass die Kirche morgen schon einstürzt", sagt Feldhausen, "es ist aber ausdrücklich verboten, bei einem Gewitter oder einem Herbststurm in die Kirche zu gehen". Derzeit erstellen die Baufachleute ein Konzept der Sanierungsmaßnahmen, deren Umsetzung im kommenden Jahr verwirklicht werden könnten. In der Regel finanziert das Bistum 60 Prozent, den Rest trägt die Kirchengemeinde. Die heilige Messe feiert Pfarrer Feldhausen jetzt in der St. Marienkirche in Rachtig. "Der gemeinsame Gottesdienst hat durch ein neues Gemeinschaftsgefühl eine eigene Atmosphäre gewonnen", freut er sich. Die werktäglichen Gottesdienste werden im St. Josefshaus in der Kunibertstraße, dem ehemaligen Schwesternhaus gefeiert. Dort wurde ein sakraler Raum mit 60 Sitzplätzen, Altar und Tabernakel geschaffen. Das Harmonium sorgt für die musikalische Umrahmung. Das Josefshaus liegt mitten in Zeltingen - mit einem "intimen und familiären Charakter und größerer Nähe zu den Gläubigern", schätzt Feldhausen die Vorzüge des Josefshauses.

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