Kein Kitsch, kein Ramsch

MANDERSCHEID. Trotz einer Flut von Weihnachtsmärkten in der Region: Zur Burgenweihnacht kommen jedes Jahr mehr Besucher nach Manderscheid. Und genießen in einer mittelalterlichen Kulisse Klasse statt Masse.

Wer einmal zur Burgenweihnacht in Manderscheid war, kommt wieder. Großzügig verteilt im ganzen Gelände der Niederburg, das gegen Abend romantisch beleuchtet wird, kann man die Zeit vergessen. Und das ausgerechnet in der so hektisch gewordenen Vorweihnachtszeit. Mit dem Konzept, stimmungsvolle Waren mit Bezug zur Weihnachtszeit und meist auch zur Region anzubieten, die Händler mittelalterlich gekleidet, trifft Manderscheid den Geschmack vieler. Über dem Geschäftemachen werden weder Romantik, noch Gemütlichkeit vernachlässigt. Eine spürbar entspannte Atmosphäre liegt über dem Marktgeschehen. Noch vor dem Tor die ersten Händler: Käse, Wurst und Produkte aus Honig dürfen erst mal gekostet werden, bevor man sich zum Kauf entscheidet. Die lebendige Krippe, dargestellt von Regina und Günter Krämer, als erster Höhepunkt gleich daneben. Sogar die Tiere sind echt, was die Herzen der Kinder höher schlagen lässt, die sich oft gar nicht mehr losreißen wollen. Doch es erwartet besonders die Kleinen noch mehr. Zum Beispiel das Stockbrot: Karl-Wilhelm van Kerkom vom Kindergarten Midale sitzt am offenen Feuer und reicht allen, auch den erwachsenen Stockbrot-Fans, Stecken und Teig herüber, die im übrigen nichts kosten. "Immer ein bisschen drehen, sonst werden sie schwarz", sagt er unermüdlich. Still wird es in dieser Runde, man schaut gemeinsam ins Feuer, dreht die Stöcke, und manche Mutter findet hier die Muße, den jüngsten Nachwuchs zu stillen. Das Mäuseroulette ist ein weiterer Knüller. Für einen geringen Einsatz setzen die Spieler auf die Farbe des Häuschens, in das die in der Mitte eingesetzte Maus laufen wird. Begeisterung auch beim Geisterschießen: Mit Gummipfeilen und einer kleinen Armbrust schießen die Kinder beim erst 15-jährigen Felix Kropp Gespenster, Hexen, Gnome und Zwerge ab. Als Lohn winken Murmeln und Edelsteine. Felix: "Wer nicht trifft, bekommt ein Glückskäferchen." Währenddessen schauen die Eltern sich bei den Handwerkern und Künstlern um. Kein Ramsch steht hier herum, sondern Kunstvolles und Köstliches. Gefilztes und Gestricktes bieten Gertrud Elsen und die Mitarbeiterinnen des Waldorf-Kindergartens an. Holzschalen, die sonst im Museum of Modern Art in San Franzisco verkauft werden, Patchwork, handgefertigte Kerzen, Krippen, schaukelnde und dennoch stabile "Gauklerstühle": Das Angebot ist, wie die Atmosphäre, ungewöhnlich und sehr speziell. Wer Hunger bekommt, stillt ihn wahlweise mit weihnachtlichem Gebäck oder mit Wildgulasch, Schafskäse, Lammwürsten und Wildschweinschinken. Dazwischen ertönen immer wieder sanfte Flötentöne, Rauchschwaden von zahlreichen Feuern ziehen über die Niederburg, Lebkuchen- und Glühweinduft vermischen sich. Zwischendurch Begegnungen der mittelalterlichen Art: Edgar Durchdewald als Graf Philipp Dietrich und Gattin Margaretha als Gräfin Elisabeth Amalie betrachten wohlwollend "ihr Volk". Auch viele Händler, selbst Besucher, schreiten in historischen Gewändern durch das schwierige Gelände. Die Stadt als Veranstalter und Organisator Dieter Scholz - der Burgenverwalter - sind sich einig: An diesem Konzept halten sie fest. Vielleicht bleiben die Tore zur Niederburg, Frostfreiheit vorausgesetzt, im kommenden Jahr sogar ein wenig länger in den Abend hinein geöffnet, stellt Rainer Schmitz von der Kurverwaltung in Aussicht. "Und für die Kinder möchten wir gerne noch einen ruhigen Winkel schaffen, wo wir ihnen vorlesen können."

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