Kein Platz für Bio-Weine

Bernkastel-Kues · Drei Jahre betrieben zwei Winzer beim "Weinfest der Mittelmosel" in Bernkastel-Kues einen Stand mit Bio-Wein. Nachfolger ließ die Stadt nicht zu, weil Orte, die auch den Festzug bestücken, Vorrang genießen.

Im September 2002 weilte Renate Künast (Die Grünen), damals Ministerin für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Ernährung, im Rahmen des Bundestags-Wahlkampfs beim Weinfest in Bernkastel-Kues. Sie führte auch ein Gespräch mit dem "Förderverein für Steillagenweinbau", dessen kommissarischer Vorsitzender der Kinheimer Biowinzer Rudolf Trossen war.

Einige Zeit später fragte Stadtbürgermeister Wolfgang Port bei dem Winzer nach der Bereitschaft, beim Weinfest auch einen Stand mit Bio-Wein zu betreiben. Damit sollten, so Trossens Auffassung, Modernität und Offenheit signalisiert werden. Trossen griff selbst zu und führte mit seinem Kollegen Arthur Mentges (Wolf) von 2003 bis 2005 einen Stand. Es war eine Premiere auf der "Weinstraße der Mittelmosel", die mit mehr als 30 Ständen die Vielfalt der Mosel widerspiegelt.

2005 beendeten die beiden ihr Engagement. "Es wurde uns zu viel Aufwand. Es geht eine ganze Woche drauf, und Mentges macht direkt danach beim Wolfer Straßenfest mit", erzählt Trossen.

Ein Nachfolger stand mit Bio-Winzer Jörg Pauly aus Burgen bereit. Seine schriftliche Bewerbung sei mit der Begründung abgewiesen worden, dass keine neuen Weinstände zugelassen werden, sagt Pauly. Er habe zwei Mal erfolglos mit der damaligen Leiterin des Mosel-Gäste-Zentrums (MGZ), Sylvia Westermann, verhandelt, berichtet er. Das MGZ ist zuständig für die Organisation des Festes, das Jahr für Jahr etwa 200 000 Besucher anlockt.

War es also vorbei mit "Modernität und Offenheit"? Nein, sagt der Stadtbürgermeister. Damals seien Plätze auf der Weinstraße frei gewesen. Später hätten dann ein oder zwei Gemeinden, die eine Zeit pausierten, wieder ihre Bereitschaft zur Teilnahme signalisiert. "Und die Gemeinden haben Vorrang, denn sie stellen Musikkapellen, Gruppen und Wagen beim Festzug", sagt Port. Die Zahl der Weinstände solle nicht ausgeweitet werden. Grundsätzlich sei aber der Betrieb eines Bio-Weinstandes wieder möglich. Jörg Pauly würde ihn gerne betreiben. Mit Timo Dienhart (Weingut "Zur Römerkelter", Maring-Noviand) weiß er einen mit Auszeichnungen dekorierten jungen Kollegen an seiner Seite. Pauly: "Es wäre schön, einen Stand mit Bio-Wein zu haben."

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