Kein Ruhmesblatt für eine Service-Stadt

Radfahrer und Wanderer werden umworben. Doch wenn sie in Bernkastel-Kues sind, stehen sie auch schon Mal vor ungastlichen Gastgebern. "Nicht für eine Nacht", heißt es an mancher Tür.

 Viele Radler machen Station in Bernkastel-Kues. Nicht alle behalten die Stadt in guter Erinnerung. TV-Foto: Archiv/ Clemens Beckmann

Viele Radler machen Station in Bernkastel-Kues. Nicht alle behalten die Stadt in guter Erinnerung. TV-Foto: Archiv/ Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. Die Stadt Bernkastel-Kues umwirbt, genau wie die ganze Mosel-Region, Radfahrer und Wanderer und auch die Urlauber, die zum Beispiel per Paddelboot auf der Mosel unterwegs sind. Dafür wurde und wird das Radwege- und Wanderwegenetz ausgebaut, dafür werden an der Mosel im Rahmen des EU-Projektes "Leader+" Anlegestellen geschaffen. Was vereint diese Urlauber? Sylvia Westermann, Leiterin des Mosel-Gäste-Zentrums in Bernkastel-Kues, drückt es so aus: "Sie sind im Fluss". Will heißen: Sie verweilen meist nur einen Tag beziehungsweise eine Nacht vor Ort und setzen dann ihre Tour entlang der Mosel fort. Ähnlich argumentierte Stadtbürgermeister Wolfgang Port in der Sitzung des Stadtrates. Diese Angebote seien speziell auf Gäste zugeschnitten, die jeweils nur einen Tag vor Ort verweilen, sagte er. Also müsse es auch Übernachtungs-Angebote für die Leute geben.Es gibt aber offensichtlich in Bernkastel-Kues zunehmend Probleme, für diese Urlauber ein Bett zu finden, in dem sie abends ihre müden Glieder ausstrecken können. Speziell im Bereich der Pensionen heiße es oft "Nicht für eine Nacht", erläutert Westermann. Manchen Betreibern sei es zu viel, nach einer Nacht ein Bett frisch beziehen zu müssen. "Dabei ist es legitim, für eine Übernachtung mehr Geld zu verlangen", macht Sylvia Westermann deutlich. Es sei ermüdend und ernüchternd, bei den Anrufen und im Angesicht der wartenden Gäste immer wieder Absagen zu bekommen. Hinter Westermanns Worten verbirgt sich auch Angst. "Wir müssen die Leute sensibilisieren, sonst gehen die Urlauber in die umliegenden Dörfern", erläutert sie. Und Sylvia Westermann wird noch deutlicher. "Wir wollen eine Service-Stadt sein. Das sind wir aber nicht, wenn wir auf solche Wünsche nicht eingehen können", sagt sie. Offenbar seien einige Gastgeber ein "bisschen verwöhnt". Sylvia Westermann versucht nun, neues Interesse zu schüren. Sie will Zimmervermieter ermuntern, sich mit speziellen Angeboten, zum Beispiel Pflastermaterial und Kartenmaterial für Wanderer, Unterstand und Kartenmaterial für Radfahrer, auf diese Zielgruppen einzustellen. "Wir brauchen Gastgeber für den mobilen Touristen. Der geht schließlich auch essen und in die Geschäfte", macht sie die Dimension für die Stadt deutlich.

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