Keine Chance auf Paarung

MINHEIM. Seit 1985 praktizieren die Minheimer die biotechnische Schädlingsbekämpfung im Weinberg. Damit erweisen sie der Umwelt, den Insekten und vor allem dem Wein einen großen Dienst.

 Schädlingsbekämpfung geht auch ohne Gift: Minheimer Bürgerinnen und Bürger verteilen Ampullen mit Pheromonen zur Verwirrung der Traubenwickler-Männchen in den Weinbergen.Foto: Klaus Kimmling

Schädlingsbekämpfung geht auch ohne Gift: Minheimer Bürgerinnen und Bürger verteilen Ampullen mit Pheromonen zur Verwirrung der Traubenwickler-Männchen in den Weinbergen.Foto: Klaus Kimmling

Mitchemisch hergestellten Pheromonen (Lockstoffen) wird in denMinheimer Weinbergen verhindert, dass die Traubenwickler sichvermehren. Dazu verteilen die Minheimer viele Ampullen desDuftstoffes, der die Männchen normalerweise zur Paarungszeit zuden Weibchen lockt. Es bildet sich eine große Duftwolke über denWeinbergen, so dass die Herren Traubenwickler die Damen nichtmehr orten können und es so auch nichts wird mit der Paarung. 504 Ampullen auf einem Hektar

"Ganz schön gemein", könnte der Tierfreund da denken - aber die Methode ist gut für die Umwelt und die Qualität des Rebensaftes. Heinz-Peter Schmitges,ehemaliger Vorsitzender der RAK-Anwendergemeinschaft Minheimerklärt: "Wir bekämpfen und vernichten mit dieser Anwendung keine anderen Nützlinge des Weinbergs." Und die Reben sind frei von Insektiziden, was sich wiederum positiv auf die Qualität der Minheimer Weine auswirkt.

Die Weibchen der Traubenwickler legen in der Regel ihre befruchteten Eier direkt an die Blütenanlage des Weinstocks. Daraus schlüpfen kleine Larven. Sie zerstören die Blüten, spinnen sie als Versteck zu und entwickeln sich schnell zu ausgewachsenen Faltern, die sich im gleichen Sommer weiter vermehren. Die Larven der zweiten Generation, der so genannten Sauerwürmer, fressen sich in die Trauben ein, zerstören das Lesegut und schaffen eine Eintrittspforte für nachfolgenden Befall mit Grauschimmel. Magere Ernten und minderwertige Weine sind die Folge.

Zwei Tage lang waren rund 40 Minheimer unterwegs, um die Ampullen an den Rebstöcken anzubringen. Sage und schreibe 504 Ampullen auf nur einem Hektar verhindern nun die Paarung der beiden Arten "Einbindiger" und "Bekreuzter Traubenwickler". An zwei Tagen bestückten die Umwelt- und Weinfreunde 170 Hektar Rebflächen und kommen dabei auf mehr als 85 000 Ampullen. Wie Johannes Föhr, derzeitiger Vorsitzende der RAK-Anwendergemeinschaft, erklärt, ist diese Art der Schädlingsbekämpfung kostenintensiver als Hubschrauberspritzungen, aber auch effektiver. Erstmals in diesem Jahr fördert die EU den Einsatz der Ampullen, was die Kosten von 49 Cent/pro Stück auf etwa die Hälfte reduziert. Die RAK-Anwendergemeinschaft arbeitet zudem mit dem Hersteller BASF und der Weinbau-Beratungsstelle Bernkastel-Kues eng zusammen.

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