Keine Kündigungen

WITTLICH. Gut jede zehnte Mietwohnung in Deutschland ist eine Genossenschaftswohnung. Das bedeutet: Die Mitglieder haben sich zusammengeschlossen und bauen Wohnungen, die sie später selbst mieten. Nach dem Einzug erwerben sie ein so genanntes Dauernutzungsrecht und können selbst über die Länge des Vertrages bestimmen. Auch in Wittlich gibt es einen solchen Zusammenschluss: Die gemeinnützige Baugenossenschaft Wittlich e.G.

Wer eine der insgesamt 387 Wohnungen der Wittlicher Baugenossenschaft gemietet hat, dem kann niemals wegen Eigenbedarf gekündigt werden. Schließlich ist jedes Mitglied ja durch seine Anteile an der Genossenschaft auch Miteigentümer der Häuser. "Wer seine Miete pünktlich zahlt und die Hausordnung beachtet, wird nicht gekündigt", sagt Hubert Weinand, Vorstand der Baugenossenschaft. Hinzu kommt, dass die Mieter spekulationsfrei leben. "Ich werde nicht so oft mit einer Mieterhöhung konfrontiert wie in einer privaten Wohnung", erzählt Theo Ostermeier. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft und wohnt seit rund 20 Jahren in der Sternbergstraße. Ein Großteil der insgesamt 588 Mitglieder leben schon seit 30 Jahren und mehr in ihren Wohnungen.Letzte Mieterhöhung gab es 2002

Die Baugenossenschaft wurde 1921 gegründet. Im Dunstkreis des verlorenen Krieges und der französischen Besatzung herrschte in Wittlich allgemeine Wohnungsnot. Zweck der Genossenschaft war damals: "minderbemittelten Familien und Personen, gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen ... zu billigen Preisen zu verschaffen." Daran hat sich bis heute wenig geändert, lediglich die Bezeichnung "minderbemittelt" hat mittlerweile eine andere Wertbestimmung als damals. Das Angebot der Genossenschaft reicht heute von einer Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung bis hin zum Reihenhaus. Die Mieten bewegen sich von 2,50 Euro pro Quadratmeter beispielsweise in der Trierer Landstraße bis hin zu fünf Euro "Auf'm Geifen". Die letzte Mietanpassung gab es für die Mitglieder im Jahr 2002. Sie lag je nach Wohnung zwischen fünf und elf Prozent. In gleicher Bandbreite wurden die Mieten davor 1996 erhöht. "Im Moment gibt es keine Überlegungen, die Miete zu erhöhen", sagt Weinand. Die jüngsten Gebäude entstanden vor fünf Jahren in Altrich. "Weitere Neubauten sind nicht geplant, weil der Markt es nicht hergibt. Durch Konversion kommen wohl neue Wohnungen hinzu. Weiteres Bauland in der Stadt gibt es so gut wie keines, und Häuser außerhalb sind nicht so beliebt", sagt Weinand. Ungefähr zwei Drittel des Bestandes sind Sozialwohnungen. "Die Häuser wurden beim Bau über sehr günstige Darlehen subventioniert, diese Ersparnis muss ich an die Mieter weiter geben", erklärt Weinand. Wer eine solche Sozialwohnung haben will, muss gewisse Anforderungen erfüllen. Er sollte beispielsweise alleinerziehend, Übersiedler oder kinderreich sein. "Auch diese Wohnungen sind in einem sehr guten Zustand", betont Weinand.

Allgemein hat er keine nennenswerten Probleme, leer stehende Wohnungen nach einem Auszug wieder neu zu besetzen. "Das geht in der Regel relativ schnell. Vieles läuft über Mundpropaganda. Nur für einige Wohnungstypen kann es mal eine Wartezeit geben."

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