"Keine Subvention, ein Ausgleich"

MANDERSCHEID. (ks) Staatssekretär Harald Glahn erläuterte im vollbesetzten Kurhaus in Manderscheid die Agrarreform der Europäischen Union (EU) aus der Sicht des Landes Rheinland-Pfalz. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Wolfgang Schmitz, verglich in seinem Grußwort die Veränderungen in der Landwirtschaft mit dem Umbau der Verwaltung. Kreisvorsitzender Manfred Zelder leitete die Tagung.

Wohlwollend sachlich und informativ begegneten sich Landwirte und Politiker bei der traditionellen Aschermittwochsveranstaltung der Landwirte bei einem Thema, das wie nie zuvor die Zukunft der Landwirte verändern wird: Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), vom europäischen Agrarrate am 26. Juni 2003 beschlossen, tritt am 1. Januar 2005 in Kraft. Bis zum 1. August 2004 kann jedes einzelne Land in der EU sein eigenes Modell der Umsetzung in Brüssel bekannt geben. Mit Harald Glahn war der verantwortliche Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau aus Mainz angereist. Die Bauern wussten, dass er die innerdeutsche Abstimmung über das gemeinsame Konzept nach intensiver Abstimmung mit der Landwirtschaft angeschoben hatte. "Trotz Rückgangs der Einnahmen und mieser Stimmung ist mir um die Zukunft nicht bang", machte Glahn seinen Zuhörern Mut. Mit der neuen europäischen Agrarpolitik zieht sich die EU aus der Mengen- und Marktsteuerung zurück. Gezahlt wird nicht mehr für die Produktion, sondern für die Bewirtschaftung einer bestimmten Fläche. Da verspricht Glahn mit dem am 28. Januar beschlossenen Gesetzentwurf Vorteile für die heimischen Bauern: "Bisher bekamen ihre Kollegen in Schleswig-Holstein für einen 100-Hektar-Betrieb 13000 Euro jährlich mehr. Bei unserem langfristigen Ziel der bundeseinheitlichen Prämien bekommen wir dann mehr", sagte der Staatssekretär. Er erläuterte die beabsichtigte Umverteilung der bisherigen ertragsabhängigen Prämien. "Für Ackerkulturen und Saatgut werden sie dem Ackerland, die Schlachtprämien dem Grünland und die Milchprämien auf die Acker- und Grünlandfläche der betroffenen Betriebe umgelegt", erklärte Glahn. Wichtig war dem Staatssekretär eine langfristige "Streckung des Gleitfluges", der frühestens 2008 oder 2009 beginnen soll und erst 2015 einheitliche Prämien anstrebt. Glahn forderte eine Abkehr von der Diskussion um Subventionen. "Die Gesellschaft fordert von den Landwirten mehr Qualität, mehr Umweltschutz, mehr gepflegte Landschaften. Das hat seinen Preis", sagte der Staatssekretär. "Deshalb sind die neuen EU-Zahlungen keine Subventionen, sondern ein Ausgleich für die Einhaltung nachhaltiger und Ressourcen schonender Produktionsverfahren und die Erhaltung der Kulturlandschaft." Diskutiert wurde nicht über den gemeinsamen Weg, sondern allein über die auferlegten Kontrollen, für die das Umweltministerium zuständig sein wird. Dort werde vom grünen Umweltminister Jürgenn Trittin mehr verlangt, als von Brüssel vorgeschrieben sei. "Wir halten gegenüber den grünen Ideologien die Stellung", versprach Harald Glahn. Hitzig wurde die Diskussion allein bei den Rückfragen wegen der immer größer werdenden Wildschäden. "Wir brauchen Lösungen, damit die vielen Wildschweine verschwinden", gaben die Landwirte dem Gast mit auf den Weg nach Mainz.

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