Keine glücklichen Hühner

BERNKASTEL-WITTLICH. Probleme beim Nachkauf von Legehennen und weniger Freilandeier: Die Auswirkungen der Geflügelpest und der damit verbundenen Auflagen machen sich im Kreis bislang nur am Rande bemerkbar.

 Keine Freilandeier im Angebot: Zum Schutz vor der Geflügelpest werden die Legehennen vom Hof Janshen alle unter Verschluss gehalten.Foto: Marion Maier

Keine Freilandeier im Angebot: Zum Schutz vor der Geflügelpest werden die Legehennen vom Hof Janshen alle unter Verschluss gehalten.Foto: Marion Maier

"Kauf ich nun demnächst neue Hühner oder nicht?" Das ist eine Frage, die den Landwirt Christian Probst in Willwerscheid bei Hasborn beschäftigt angesichts der Hühnerpest, die in Belgien und den Niederlanden aufgetreten war und nun auch in Nordrhein-Westfalen vermutet wird. Die Tiere, die er kaufen will, kämen - wie die meisten Hühner in Deutschland - nun mal aus Nordrhein-Westfalen. Ansonsten betreffen die Auflagen aufgrund der Pest den Bauern, der sein Geld hauptsächlich mit Mutterkühen erwirtschaftet, wenig. Er hält seine 400 Legehennen in Bodenhaltung im Stall und lässt auch in ruhigeren Zeiten niemand dort hinein.Wenig Geflügelhaltung im Kreis

Wie Landwirt Probst halten die meisten Bauern im Kreis Hühner höchstens noch als Nebenerwerbsquelle. Kreisveterinär Dr. Joachim Wiedner: "Die Geflügelhaltung wird hier nicht sehr intensiv betrieben." 250 Geflügelhalter mit 12 000 Tieren sind im Kreis registriert. Es handele sich dabei fast ausschließlich um private Hobbyhaltungen. Ganze zehn Betriebe würden die Tiere noch gewerbsmäßig halten. Und die verdienen ihr Geld vor allem mit den Eiern und nicht mit dem Verkauf der Tiere selbst. Zum Vergleich: Die großen Händler in Nordrhein-Westfalen beherbergen in ihren Ställen um eine Million Tiere. Für die bedeuten sie Auflagen großen Aufwand, denn sie müssen jedes Tier vor dem Verkauf auf Geflügelpest untersuchen lassen. Bemerkbar machen sich die Auswirkungen der Geflügelpest-Auflagen vereinzelt bei den Eiern. So bietet Bauer Karl-Heinz Janshen aus Ellscheid (Kreis Daun) auf dem Wittlicher Markt zur Zeit keine Freilandeier mehr an. "Wir lassen keine Legehennen mehr raus", sagt der Landwirt, der 10 000 Tiere hält, ein Viertel davon war zuvor "glücklich" im Freiland unterwegs. Den großen Stall mit den Hühnern hat er dicht gemacht. Maßnahmen, die der Kreisveterinär für sinnvoll hält. Wiedner: "Größere Bestände sollten eingestallt und die Ställe dicht gemacht werden. Auch Wildvögel können den Pest-Erreger einschleppen." Bauer Janshen könnte die Eier zwar weiterhin Freilandeier nennen, weil es reicht, wenn die Tiere theoretisch die Möglichkeit haben, rauszukommen. Aber ganz praktisch meint er: "Das wäre unseren Kunden schlecht klarzumachen." Er verzichtet auf das Geld, das er mit den Freilandeiern zusätzlich verdienen würde. "Immer noch besser als die Pest", sagt er. Extra Kleidung für den Stall in diesen unsicheren Zeiten ist für ihn selbstverständlich und die Betriebsbesichtigungen hat er eingestellt. Gedanken macht er sich zudem darüber, ob er wie jedes Jahr Ende Mai 250 Gänse einkauft. Denn auch die kommen aus Nordrhein-Westfalen. Doch die Geflügelpest sorgt nicht nur bei Hühner- und Gänsehaltern für Sorgenfalten. Auch Taubenzüchter Nikolaus Settinger ist bekümmert. Mit seinen Brieftauben hat der Hetzerather schon Preise gewonnen. Und nun? "Momentan dürfen die Tiere nicht fliegen und wir wollten doch in diesem Jahr noch bei einigen Wettkämpfen mitmachen", meint er traurig.

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