Kiesabfuhr zieht in Neumagen-Dhron weite Kreise - Bürgerversammlung am Mittwoch

Neumagen-Dhron · Die Ortsgemeinde Neumagen-Dhron lädt für kommenden Mittwoch zu einer mit Spannung erwarteten Bürgerversammlung ein. Interessierte Bürger können sich in der Dhrontalhalle über den seit 13 Jahren geplanten und inzwischen heftig kritisierten Kiesabbau informieren.

 Besonders die Frage, wie der Kies abgefahren werden soll, erhitzt die Gemüter. In einer Bürgerversammlung sollen nun Bedenken geäußert werden können. TV-Foto: Archiv/Christian Kraus

Besonders die Frage, wie der Kies abgefahren werden soll, erhitzt die Gemüter. In einer Bürgerversammlung sollen nun Bedenken geäußert werden können. TV-Foto: Archiv/Christian Kraus

Neumagen-Dhron. Der in Neumagen-Dhron geplante Kiesabbau erhitzt die Gemüter, was immer größere Kreise zieht. Wie berichtet werden auch in Piesport, Trittenheim und Leiwen Kommunalpolitiker und Bürger zunehmend hellhörig. Denn je nachdem, über welche Straße der Kies transportiert wird, wären dort ebenfalls Anwohner - und letztlich auch Touristen - betroffen von Lärm und Staub. Schließlich soll auf einer relativ großen Fläche am Neumagener Berg nahe des Segelflugplatzes Kies abgebaut werden. Die Rede ist von 40 Hektar, also annähernd einem halben Quadratkilometer Land. Die Fläche soll vier bis sechs Meter tief ausgebaggert werden und das über einen Zeitraum von geschätzten 15 Jahren.
Grundstückseigentümer sind zum Teil die Gemeinden, zum Teil Privatpersonen oder das Unternehmen Kies-Bandemer (siehe Extra), an das zwischenzeitlich verkauft wurde. Nachdem der Volksfreund im November 2014 darüber berichtete, fand die Bürgerinitiative (BI) Pro Dhrontal zusammen. Sie setzt sich dafür ein, alternative Abfuhrrouten, die Anwohner möglichst wenig belasten, festzulegen, und legte selbst Vorschläge vor. Darunter erstmals eine Variante über die Kreuzung Büdlicherbrück und die Autobahn. Die Lastwagen könnten bei Föhren oder Klausen abfahren, erklärt BI-Sprecher Michael Keppeln. Von den Entfernungen her wäre das zwar deutlich weiter. Doch zeitlich seien die LKW ähnlich lange unterwegs. Keppeln, der kürzlich eine von 293 Bürgern unterschriebene Petition überreichte (der TV berichtete), ist daher "guter Dinge, dass diese Version zum Tragen kommt".
In einer Bürgerversammlung am Mittwoch, 4. März, will Ortsbürgermeister Michael Thomas umfassend informieren und Bürgern ermöglichen, "ihre Bedenken zu äußern". Er wird über das Verfahren und vertragliche Inhalte berichten, sofern diese nicht vertraulich sind, und will "Halbwahrheiten aus der Welt räumen". Denn mit den Debatten kochten Emotionen hoch, sodass schon mal Behauptungen ungeprüft in den Raum gestellt worden seien. "Die Bürger sollen mit mir meckern", appelliert Thomas. Grundsätzlich steht er der BI positiv gegenüber: "Ich finde es gut, dass sich Leute so engagieren - die haben sich richtig viel Arbeit gemacht."
Das Unternehmen Bandemer ist zu keiner Stellungnahme bereit. Betriebsleiter Peter Jaax verweist auf seine Erläuterungen in der Ratssitzung Mitte November, als er dem 2014 neu gewählten Rat die bisherigen Schritte erläuterte und um eine Entscheidung wegen des Abfuhrweges bat.
Die Bürgerversammlung in der Dhrontalhalle beginnt Mittwoch, 4. März, um 18 Uhr. Neben Ortsbürgermeister Michael Thomas will Verbandsgemeinde-Beigeordneter Leo Wächter vor Ort sein, um Fragen zu beantworten.Extra

"Uns in Papiermühle geht es um die Kinder. Meine zwei sind noch klein und wir wohnen direkt an der Straße. 15 Jahre Kiesabbau würden ihre ganze Kindheit prägen. Bei der bisher favorisierten Abfuhrroute würden LKW je zur Hälfte über Dhron und Piesport nach Klausen oder über Papiermühle und Dhron nach Klüsserath fahren. Diese Variante ist für uns ein No-Go. Die LKW sollen ja alle zehn Minuten fahren - im Schnitt - und auch samstags. Wir möchten, dass gewissenhaft geprüft wird, ob es nicht noch eine Alternative gibt mit geringerer oder gar keiner Belastung. Die Variante am Friedhof vorbei Richtung Hof Kron wäre allerdings auch problematisch. Einerseits wegen wie in Dhron sehr enger Straßen - andererseits, weil es der einzige Weg ist, an dem wir spazieren gehen können." (urs)/TV-Foto: Ursula SchmiederExtra

"Wir als Bürgerinitiative machen uns dafür stark, dass die Streckenführung in allen Ortslagen nicht mehr belastet wird als unbedingt nötig. Die Verantwortlichen sollen sich Gedanken darüber machen und eine Route wählen, die sämtlichen Anwohnern gerecht wird. Generell ist gegen den Abbau von Kies ja nichts zu sagen und wir wollen auch nicht die Gemeinde spalten. Es geht nur darum: "wie" wird abgefahren. Viele erinnern sich noch, als vor Jahren Lastwagen des Horather Drahtwerks durch den Ort fahren mussten. Aber das waren deutlich weniger Fahrten als für den Kiesabbau zu erwarten sind. Und die LKW müssten eventuell erneut durchs Nadelöhr unterhalb des Kriegerdenkmals, wo schon zwei PKW kaum aneinander vorbei kommen." (urs)/TV-Foto: Ursula SchmiederExtra

Bereits 2002 kaufte Kies-Bandemer mit Werken wie in Klausen oder Klüsserath die Rechte, am Neumagener Berg Kies auszubeuten. Seither wurden die erforderlichen Schritte in die Wege geleitet und beispielsweise auch die Umweltverträglichkeit von Routen geprüft. Sie führen praktisch alle durch die Ortsteile Neumagen, Dhron und Papiermühle oder durch benachbarte Orte. Beteiligt waren etliche Behörden wie Wasserbehörde, Landebetrieb Mobilität (LBM) oder Landwirtschaftskammer, was mit ein Grund ist für die Dauer solcher Verfahren. Im konkreten Fall verlängerte dieses die Vielzahl der untersuchten Strecken. Die meisten wurden wegen Bedenken von Behörden, die mitunter unterschiedlich dazu stehen, wieder verworfen. So etwa wegen wasserrechtlicher oder geologischer Einwände. Wegen der langwierigen Prüfungen stand das Thema in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr auf der Tagesordnung öffentlicher Ratssitzungen - wohl aber in den ersten Jahren. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort