Kiestransport im Dhrontal: Winzerin appelliert an Gemeinschaftssinn

Neumagen-Dhron/Trittenheim · Geneinsam können wir stark sein: Die Trittenheimer Winzerin Verena Clüsserath ruft zum Zusammenhalt der Gemeinden auf, die vom Kiesabbau auf dem Neumagener Berg betroffen sein könnten. Nur so sei ein Transport über die Autobahn zu erreichen.

 In Papiermühle ist der Protest gegen die gewählte Route für den Kiestransport besonders groß. TV-Fotos (3): Clemens Beckmann

In Papiermühle ist der Protest gegen die gewählte Route für den Kiestransport besonders groß. TV-Fotos (3): Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )

Michael Keppeln hat sich unglaublich viel Arbeit gemacht. Akribisch hat der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Pro Dhrontal aufgelistet, was in den vergangenen Monaten zum Thema "Kiestransport vom Neumagener Berg" passiert ist. Jede Aktion, jede Versammlung, jeder Medienbericht und jeder Leserbrief ist erwähnt. Doch bisher war es ein Kampf gegen Windmühlen. Die Entscheidung, den Kies über die sogenannte Dhrontalroute abzufahren, ist für die BI nicht nachvollziehbar, weil davon Papiermühle, Dhron, Piesport, Trittenheim und auch Leiwen betroffen sind. Über Jahre würden schwere Lastwagen der Firma Bandemer mit und ohne Kies unterwegs sein. Wie mehrfach im TV berichtet geht es um eine große auszubeutende Fläche. Derzeit sind 40 Hektar im Gespräch. Für den Abbau von 9,8 Hektar liegt eine Genehmigung vor.

Die BI, die im Gegensatz zu Gemeinderäten keine Entscheidungsgewalt hat, verfährt derzeit nach dem Motto: "Viele Wege führen nach Rom". Sie will zum Beispiel prüfen, wie groß der Landschaftsverbrauch bei der Dhrontalroute ist und ob es dort gefährdete Tierarten gibt. Hintergrund: Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, hatte die Strecke Ende Juni, genauso wie die Weißhausroute durch die Weinberge, verworfen. Hangert war von der Kreisverwaltung zum Beauftragten ernannt worden, weil ein Großteil des Neumagen-Dhroner Ortsgemeinderates bei dem Thema befangen ist. Reinen Gewissens könne er sich für keine der Strecken entscheiden, sagte Hangert damals. Im Dhrontal sei der Landschaftsverbrauch zu hoch, die andere Strecke sei zu gefährlich. Ende Juli fiel sein Votum dann doch für das seiner Meinung nach kleinere Übel: die Route durch das Dhrontal (der TV berichtete).

Interessant in diesem Zusammenhang: Die BI könnte mit der Weißhausroute leben. Papiermühle und Dhron blieben dann außen vor. Der ganze LKW-Verkehr würde durch Trittenheim laufen. Der Ärger wäre programmiert: "Es kann doch nicht sein, dass die Neumagen-Dhroner mit dem Kies Geld verdienen, wir aber den Verkehr haben", sagt Winzer Helmut Clüsserath.

Da kommt wieder die Route über die A 1 ins Spiel. Die wollen grundsätzlich alle Anlieger, denn es würde kein Ort direkt tangiert. Ein Teil der Strecke führt aber über Wirtschaftswege, die auf Trittenheimer Gemarkung liegen. Der Ortsgemeinderat hat die Nutzung der Strecken abgelehnt, weil er zu viel Lärm befürchtet. Dass nach dem aktuellen Votum ein Teil der Laster durch den Ort fährt, scheint das kleinere Übel.

Clüsseraths Tochter Verena hat schon ein Schreiben an die Trittenheimer verfasst. Die junge Winzerin glaubt, dass Gemeinderäte und Bürger der betroffenen Orte "falsch oder lückenhaft" informiert worden seien, "damit sich nicht rechtzeitig Widerstand regt". Nur Leiwen habe mit einer Resolution Flagge gezeigt.

Verena Clüsseraths Appell: "Wenn schnellstens die umliegenden Gemeinden zusammenhalten und sich laut für die Autobahnroute aussprechen, gibt es gute Chancen, das auch zu erreichen. Wir müssen unüberhörbar sein, damit den Genehmigungsbehörden und der Firma Bandemer klar wird, dass wir Bürger uns nicht alles gefallen lassen."

Thomas Bollig, Mitglied im Ortsgemeinderat Neumagen-Dhron und in der BI, vermisst den fairen Umgang miteinander. So stehe er im Gemeinderat weitgehend alleine da. "Ich werde wie die Sau durchs Dorf getrieben, aber ich lasse mich nicht verbiegen", sagt er.Meinung

Kiestransport im Dhrontal: Winzerin appelliert an Gemeinschaftssinn
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Kiestransport im Dhrontal: Winzerin appelliert an Gemeinschaftssinn
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Ohne Allianz gibt es böses Blut
Es ist schwer, die Stimmung im Moseltal zwischen Neumagen-Dhron, Trittenheim, Piesport und Leiwen einzuordnen. Im Grundsatz läuft die Diskussion sachlich. Ab und an gibt es einen emotionalen Ausbruch. Wer sachlich denkt, der weiß: Das Grundübel geht auf das Jahr 2001 zurück, als die Gemeinde erste Verträge mit der Firma Kies Bandemer schloss. Ob Absicht, Nachlässigkeit oder Fahrlässigkeit: Über welche Wege der Kies vom Neumagener Berg abgefahren wird, war damals offenbar kein Thema. Zurzeit sieht es so aus, als könnten zum Beispiel Neumagen-Dhron und Trittenheim noch eine Allianz schmieden, um das Schlimmste für die beiden Orte abzuwenden. Frieden wird es nur geben, wenn kein Lastwagen vom Neumagener Berg hinab ins Moseltal fährt, sondern über eine vielleicht noch zu bauende Strecke in Richtung Zummeterhöhe und A 1 geleitet wird. Gelingt das nicht, wird es zwischen beiden Orten böses Blut geben. c.beckmann@volksfreund.de

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