Kinder saufen auf die Ferien

WITTLICH. Mix-Getränke, Likör und Korn: Bei den Trinkgelagen zu Ferien-Beginn machen inzwischen sogar auch Zwölfjährige mit. Wittlichs Bürgermeister Bußmer, die Schulleiter und Elternvertreter haben daher gemeinsam einen Brief an die Eltern geschrieben. Sie finden: Die traditionellen Treffen der Schüler sind in dieser Form nicht länger zu tolerieren.

 Der Müll bleibt: Polizei, Lehrer und Eltern kontrollieren heute die Trinkgelage der Schüler.Foto: Dagmar Schommer

Der Müll bleibt: Polizei, Lehrer und Eltern kontrollieren heute die Trinkgelage der Schüler.Foto: Dagmar Schommer

Heute ist es wieder so weit: Jungen und Mädchen freuen sich auf die Sommer-Ferien, die älteren Schüler stoßen vielleicht mit einem Sekt an - eine Tradition, die Generationen von Schülern kennen. Doch in den vergangenen Jahren beobachten Stadt Wittlich und Polizei, dass die Treffen inzwischen besorgniserregende Ausmaße angenommen haben. "Leider kam es am letzten Schultag vor den Ferien zunehmend zu exzessivem Alkoholkonsum durch Kinder und jugendliche Schüler aller Schularten auf öffentlichen Wegen und Plätzen", informiert Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer die Eltern in einem Brief. Besonders problematisch findet Bußmer, dass sich an den Trinkgelagen zunehmend auch jüngere Schüler beteiligen, die den Alkohol von älteren Jugendlichen bekommen würden. Dem Elternbrief haben sich die Schulleitungen und Elternbeiräte des Cusanus Gymnasiums, des Peter Wust Gymnasiums, der Duale Oberschule und der Kurfürst Balduin Realschule angeschlossen. Auch das Kreisjugendamt und die Polizei beteiligen sich an der Aktion."Sie werfen Mülleimer um und treten Beulen rein"

Enthemmt durch den Alkohol würden die Schüler bei ihren Trinkgelagen auch Sachen beschädigen, sagt Jürgen Riemann, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Wittlich. "Die werfen Mülleimer um, zünden sie an oder treten Beulen rein", schildert Riemann. Auch ein Streifenwagen sei bei einer solchen Gelegenheit zerkratzt worden. Hinzu komme, dass einige der Jugendlichen nach den Gelagen betrunken Auto führen, Passanten anpöbelten und handgreiflich würden. Genau beziffern kann der Polizist die Anzahl der Delikte nicht. In der Statistik werde nicht vermerkt, ob sich die Fälle im Zusammenhang mit einem Schülertreffen ereignet hätten. "Ich bin vollkommen erstaunt, dass das so ablaufen soll", sagt Marianne Nagel, Elternsprecherin der Dualen Oberschule. Ihre Töchter hätten ihr erzählt, dass bei den Gelagen auch schon Zwölfjährige mitmachten. Wenn sie es irgendwie einrichten kann, wird sich die Mutter heute in Wittlich umsehen. Dass hat auch die Polizei vor. Die Beamten planen, in Gaststätten, Geschäften und Tankstellen den Alkoholausschank und Verkauf zu kontrollieren. Ihre Vermutung: Mixgetränke und Spirituosen werden auch an unter 16-Jährige verkauft. Eine Ordnungswidrigkeit, betont die Polizei."Ich hoffe, dass die Eltern durch den Brief wachgerüttelt wurden", sagt Elke Winkler, Elternsprecherin des Cusanus Gymnasiums. "Da wird richtig zugelangt - auch bei scharfen Sachen", sagt Paul Lütticken, Schulleiter des Cusanus Gymnasiums. Auch er will sich am Zentralen Omnibus Bahnhof und beim Stadthaus umsehen. Lehrer des Peter Wust Gymnasiums seien ebenfalls vor Ort, sagt Helga Rink, Studiendirektorin in der Schulleitung des PWG. "Wir versprechen uns von den Kontrollen auch, dass mehr Schüler direkt nach Hause fahren oder abgeholt werden", sagt der Pressesprecher der Stadtverwaltung, Ulrich Jacoby. Einige Eltern hingegen befürchten, dass sich die Szene einfach an anderen Orten treffen wird. "Wir können mit so einem Brief nicht alle erreichen. Manche Mütter und Väter interessiert das auch einfach nicht", sagt Elternsprecherin Nagel.

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