"Kindergarten der Emotionen"

ZELL. (red) Heftige Diskussionen im Zeller Gewerbeverein: Das entstehende neue Shopping-Center auf dem Barl entzweit Geschäftsleute und Kommunalpolitiker. Die Fronten bleiben verhärtet.

All die zahlreichen Appelle für eine konstruktive und sachliche Auseinandersetzung hatten nicht gefruchtet: Nach einer rund zweistündigen Debatte verließ Karl-Heinz Kirch den Diskussionsabend im Hotel zum Grünen Kranz mit dem Hinweis, es sei sinnlos, unter solchen Bedingungen weiter zusammen zu sitzen. Mit den Worten "Dies ist ein Kindergarten der Emotionen" verabschiedete sich der CDU-Stadtrat, der gleichzeitig Mitglied des Zeller Gewerbevereins ist. Kurz danach schloss der Vorsitzende des Vereins, Christian Bauer, den offiziellen Teil des Abends. Vor Kirchs plötzlichem Abgang hatte eine heftige Diskussion um die ungewisse Zukunft des Zeller Einzelhandels stattgefunden. Zu Anfang, als Gewerbevereinsmitglied Jürgen Wirtz in einem ausführlichen Vortrag die Problematik deutlich machte, lagen die Wogen noch glatt. Wirtz stellte unter anderem die Befürchtungen vieler Geschäftsleute dar, durch das zurzeit im Bau befindliche Gewerbegebiet auf dem Zeller Barl verschärfte Konkurrenz zu bekommen. Dabei sei nicht nur die Altstadt bedroht, sondern auch der bisherige Einkaufsschwerpunkt auf dem Barl in der Fliehburgstraße. Schließlich plant eine Reihe der derzeit dort ansässigen Handelsunternehmen den Umzug ins neue Shopping-Center. Durch deren Abwanderung würde auch die Attraktivität der verbleibenden Geschäfte in der Fliehburgstraße sinken. Schon heute existiere sowohl in der Altstadt als auch auf dem Barl eine Überkapazität an Verkaufsflächen.Das drohende Horrorszenario abwenden

Dieser Darstellung von Jürgen Wirtz folgte die Diskussion. Ziel des Treffens sei, so der Vorsitzende der Gewerbetreibenden, Jürgen Bauer, gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen Konzepte zu erstellen, um den Einzelhandel zu stärken: "Es ist an uns, Weichen zu stellen, um das drohende Horrorszenario abzuwenden." Wichtig sei dabei, die Attraktivität der Stadt als Urlaubsziel zu erhöhen, um den schwächelnden Tourismus wieder anzukurbeln. Karl-Heinz Kirch forderte, man solle den Abend nutzen, um die zerstrittenen Lager - Gewerbetreibende und politische Gremien - einander wieder anzunähern; die Zukunft sei nur gemeinsam zu gestalten. Zum zweiten regte er an, Ideen einzubringen, um das Beste aus der Situation zu machen. Wichtig sei in jedem Fall eine sachliche Diskussion. Viele Teilnehmer machten ihren aufgestauten Befürchtungen und Existenzängsten sowie ihrem Zorn über vergangene Verfehlungen Luft. Doch abgesehen von einem kurzen Hinweis des SPD-Stadtratsmitglieds Hermann Deisen, das Stadtmarketing zu verbessern, wurden kaum konkrete zukunftsweisende Ideen vorgestellt.

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