Kinderspielplätze als Sparpotenzial entdeckt

WITTLICH. Um zwei neue Kinderspielplätze bauen zu können, sollen vier bestehende "rückgebaut" werden. Das rät die Verwaltung aus Spargründen dem Bauausschuss, der am heutigen Dienstag über das Thema berät.

Andrea Mittler ist "von den Socken". Die sechsfache Mutter wohnt neben dem Spielplatz in Wittlichs Bergweilerweg: "Hier wohnen 15 Kinder, hinzu kommen die Enkelkinder auf Besuch bei ihren Omas und Opas. Eigentlich ist auf dem Spielplatz jeden Tag was los." Dass die Stadt vorschlägt, das kleine Reich für Kinder zu schließen, kann sie nicht verstehen, zumal die Reihenhäuser am Ortseingang an einer nicht ungefährlichen Straße liegen: "Von morgens bis abends fahren hier Lkw durch und manch ein Auto kommt mit 100 Sachen hier vorbei." Die Stadtverwaltung sieht die Sache anders. Es sei festgestellt worden, "dass der Spielplatz im Bergweilerweg kaum noch frequentiert ist." Außerdem könnten die Plätze in Weilersiedlung und Sternbergstraße "von den Kindern im Bergweilerweg gefahrlos mitbenutzt werden". Andrea Mittler meint: "Da soll der Bürgermeister mal seine Kinder an so einer gefährlichen Straße lang schicken." Die Prüfer, die die Frequentierung des Platzes beurteilt haben sollen, hat sie nie beobachtet. Die Mutter will jetzt Unterschriften für den Erhalt des Kinderspielplatzes sammeln. Die Resonanz ist groß: 47 Erwachsene haben bis zum gestrigen Montag unterschrieben.Kritik an Eilentscheidung

Auch die vorgeschlagene Schließung des Spielplatzes in Wengerohr, die im November 2003 erstmals im Bauauschuss angesprochen wurde, lässt Fragen offen. In einem Schreiben des Ortsvorstehers Josef Baller an die Stadt heißt es: "Es gibt eigentlich keine nachvollziehbare Begründung für eine Eilentscheidung." Als Argumente nennt Josef Baller unter anderem: "Der Spielplatz ist bis heute genutzt worden. Es sollte - wie vereinbart - den Ortsbeiratsmitgliedern die Möglichkeit der eigenen Information zugestanden werden. In eine solche Maßnahme sollten die betroffenen Bürger eingebunden werden." Die nächste Ortsbeiratssitzung ist erst am 21. April. Dennoch soll laut Verwaltung schon jetzt über die Zukunft des Platzes vom Grundsatz her entschieden werden. In der Beschlussvorlage für den Bauausschuss heißt es deshalb: "Dem Rückbau des Kinderspielplatzes in der Dauner Straße in Wittlich-Wengerohr wird vorbehaltlich der Anhörung des Ortsbeirates Wengerohr zugestimmt." Auch zum Spielplatz in der Akazienstraße in Neuerburg liegt der Stadt eine Reaktion vor. Der Ortsbeirat hat mitgeteilt, dass er sich "einstimmig für den Erhalt der zwei Spielgeräte auf der Freifläche unterhalb des Vereinshauses ausgesprochen hat." Die Verwaltung schlägt nun vor, jetzt dem Abbau der Geräte zuzustimmen. Entfernt werden sollen sie allerdings erst nach Fertigstellung des Spielplatzes im Neubaugebiet Hatzdorfer Straße und der Entscheidung über die weitere Verwendung des Vereinshauses. Anders als in den beiden betroffenen Ortsteilen wird bei den beiden Spielplätzen im Wittlicher Stadtgebiet damit argumentiert, dass die im Bergweilerweg und in der Breslauerstraße abgebauten Spielgeräte auf den beiden neu geplanten Plätzen im Hasenmühlenweg und im Baugebiet Neuerburg wieder aufgestellt werden könnten (siehe auch Hintergrund). Zur Situation in der Breslauer Straße erklärt die Stadt: "Er wird überwiegend nur von älteren Jugendlichen genutzt und zweckentfremdet." Folge sei eine verstärkte Ansammlung von Müll. Bei einer TV -Nachfrage vor einem Jahr nannte die Stadt als Plätze mit besonderen Problemen keine der jetzt zur Schließung anstehenden, sondern die Plätze "Talweg" und "Im Brühl". Die Stadt machte auch deutlich, dass es beim Unterhalt nicht nur auf Rasenmähen ankomme. Sicherheitsprüfungen durch Fachleute etwa seien ebenfalls relativ kostspielig. Vom TÜV-genormten Spielzeug bis zur teuren Umzäunung: ein offizieller Spielplatz ist wegen vieler Bestimmungen viel mehr als Sand und Elternbank. Damals fragte der TV auch nach, warum gerade im Hasenmüh lenweg, der "Wittlichern eher ein Begriff für gepflegtes und ruhiges Wohnen einer älteren Generation" sei, ein Spielplatz sinnvoll sei. Es hieß damals, dort gebe es eine starke Nachfrage, da sich die Altersstruktur durch den Zuzug junger Familien inzwischen geändert habe und im weitern Umkreis ein solcher Platz nicht existiere. Die öffentliche Sitzung des Bauausschusses ist heute, 17 Uhr, im Verwaltungsgebäude Schloßstraße.

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