Kinosessel statt Klassenzimmer

BERNKASTEL-KUES. (ax) Unterricht mit der Popcorn-Tüte in der Hand: In diesen Genuss kommen seit gestern die Jungen und Mädchen, die an der ersten Schul-Film-Woche Rheinland-Pfalz teilnehmen. Beteiligt an diesem medienpädagogischen Projekt ist auch das Mosel-Kino in Bernkastel-Kues.

Für rund 350 Kinder und Jugendliche aus neun Schulen aus Bernkastel-Kues und Umgebung wird es in dieser Woche eine willkommene Abwechslung zum Unterrichtsalltag im Klassenzimmer geben. Denn auf dem Stundenplan steht ein Besuch im Kino. Gestern startete unter dem Motto "Lernort Kino" an landesweit 57 Kinos die erste Schul-Film-Woche Rheinland-Pfalz. Ziel dieses Projekts ist es, die Medienkompetenz von Schülern zu stärken und die Filmerziehung im Unterricht zu etablieren. Der ermäßigte Eintritt kostet für die Schüler dabei 2,50 Euro. "Gezeigt werden anspruchsvolle Filme, zu denen die Schulen im Vorfeld schon Begleitmaterial vom Landesmedienzentrum bekommen haben", sagt Silke Kerpen vom Mosel-Kino. Sinn und Zweck des Projekts ist es nämlich nicht nur, den Kindern einen schönen Vormittag vor der Leinwand zu ermöglichen. Die Filme werden auch im Unterricht behandelt. In der Grundschule hat Lehrerin Christina Faust beispielsweise vor einigen Tagen damit begonnen, ihrer dritten Klasse aus Erich-Kästners "Fliegendem Klassenzimmer" vorzulesen. Gestern ging's dann ab ins Mosel-Kino, wo die Neuverfilmung des Kinderbuch-Klassikers auf dem Programm stand. "Ganz toll" und "Viel schöner als das Buch", lautet das einhellige Urteil der 23 kleinen "Filmkritiker", als sie aus dem Kinosaal strömen. "Der Film hat aber auch eine Vorbildfunktion. Die Kinder können lernen, wie wichtig Freundschaft und Zivilcourage sind", verleiht Faust derweil das Prädikat "pädagogisch wertvoll". Auf die nächste Vorstellung warten bereits Marco Schäfer, Natascha Zimmer und Katharina Klein. Die drei Hauptschüler schauen sich die DDR-Komödie "Good Bye Lenin" an. "In Geschichte ist im Moment die Zeit der Wiedervereinigung dran", erklären sie den Bezug des Films zum Unterrichtsstoff. Auf den Kinobesuch freuen sie sich aber nicht nur, "weil wir das mit der Schule zum ersten Mal machen". Erst in der vorigen Woche hätten sie im Trierer Theater Shakespeares "Hamlet" gesehen, erzählen sie. Und das hätte vier Stunden still sitzen, ohne Essen und Trinken bedeutet. "Da ist es im Kino schon angenehmer", sagt Marco Schäfer, schnappt sich Popcorn und Cola und entschwindet in den dunklen Saal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort