Klappern statt Glockenklang

ERDEN. Das ganze Jahr über rufen die Kirchenglocken allerorten die Gläubigen zur Heiligen Messe. An den Kartagen aber schweigen sie - gemäß einem alten Brauch übernehmen die so genannten Klappern die Aufgabe der Glocken. Auch in Erden lebt diese Sitte wieder auf.

Die Kinder des Weinortes freuen sich schon auf ihren großen Klapper-Auftritt. Über diesen alten Brauch berichtet auch Gaby Comes in ihrer Ortschronik von Erden. Die Woche vor Ostern wird in Anlehnung an das mittelhochdeutsche Wort "Kar" (bedeutet soviel wie Trauer oder Wehklagen) die "Karwoche" genannt. Auch die Kirchenglocken trauern um den gekreuzigten Jesus, indem sie verstummen. So sagt man im Volksmund: "Die Glocken fliegen nach Rom, um zu beichten." Zum letzten Mal erheben sie ihr Geläut zum Gloria am Abend des Gründonnerstag und schweigen dann - wie auch die Orgel - bis zum Ostersonntag. Statt des Geläuts kommen dann in vielen Pfarrgemeinden die alten Klappern oder Ratschen aus Holz zum Einsatz. Diese Aufgabe übernehmen die Klapper-Kinder. In Erden wurde dieser Brauch seit früheren Zeiten gepflegt, doch er schien langsam einzuschlafen. Im Heimatverein sprach Klaus Lotz das Thema an. Mitglied Annemie Faber setzt sich jetzt dafür ein, die Sitte wieder verstärkt aufleben zu lassen. Seit November übernimmt sie mit Diakon Hermann Faber die Betreuung der Messdiener, die sich mit den Kommunionkindern für das Klappern stark machen. Ein bis zweimal im Monat treffen sich die jungen Erdener zu unterschiedlichen Aktivitäten, und dabei wurden sie auch über den Sinn und Zweck des Klapperns unterrichtet. Fehlt nur noch das richtige "Klapper-Instrument": Da gebe es in vielen Familien im Ort noch alte Exemplare in verschiedenen Ausführungen, meint Faber. Ein Junge zeigt stolz seine Klapper, die schon 60 Jahre alt ist - es sind sogar die Initialen der Besitzer im Holz eingeritzt. Andere Klappern werden einfach den alten Vorbildern nachgefertigt. Die Kinder gehen nun an Karfreitag und Karsamstag durch die Straßen des Dorfes und ersetzen mit ihrem Klappern das Glockengeläut. Nach lauten rhythmischen Klapperintervallen rufen sie gemeinsam die Tageszeit aus. Um sieben Uhr morgens rufen die Klappern "Et leit Betglock", um 11.30 Uhr "Et leit Mittach" und um 18 Uhr wiederum "Et leit Betglock". Alle Kinder, die eine Klapper haben, können mitlaufen. Erwachsene begleiten den Rundgang. Am Ostermorgen erklingen wieder die Glocken vom Kirchturm.

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