Klares Votum, unklare Folgen

BERNKASTEL-KUES. Die Mehrheit der anwesenden Mitglieder des Vereins für Sport, Freizeit und Gesundheit (SFG) Bernkastel-Kues hat in einer emotionalen Versammlung dem Ausschluss der Reitabteilung zugestimmt. Gegen die Trennung wehrt sich der Reitabteilungs-Vorstand weiter. Es geht um eine Menge Geld.

Punkt acht der Tagesordnung bei der Mitgliederversammlung des SFG birgt am meisten Zündstoff: Die Mitglieder sollen über die Trennung der Reitabteilung vom Gesamtverein zum 31. Dezember 2005 befinden. Grundlage ist ein Vorstandsbeschluss vom 22. September 2004. Sichtlich angespannt sitzen die Mitglieder des Gesamtvorstands auf dem Podium, unter ihnen Alexandra Berg, stellvertretende Schatzmeisterin, und Lothar Geigenmüller, der zweite Vorsitzende - beide Vertreter der Reitabteilung und Gegner des Plans. Die Versammlung im Atrium des Nikolaus-von-Kues-Gymnasiums beginnt wegen des großen Andrangs (277 stimmberechtigte Mitglieder bedeuten Rekord in der Geschichte des mehr als 30 Jahre alten Vereins) mit 45 Minuten Verspätung. Die Vorstellung des Berichts der Reitabteilung durch Alexandra Berg und vor allem der Einwurf von SFG-Chef Adolf Braun ("Es gibt eine Entwicklung der Mitgliederzahlen weg von Bernkastel") wird heftig diskutiert und verdeutlicht die Brisanz. Als die Trennung Thema wird, kommt der Vorstandstisch kaum nach, die Wortmeldungen zu notieren und zu kanalisieren. Bekannte Argumente und Gegenargumente prallen aufeinander (der TV berichtete). Hier der Vorwurf, die Reit-Abteilung sei elitär und berge ein wirtschaftliches Risiko durch Großturniere, dort als Gegenbeweis der Verweis auf reichlich Sponsorengelder dank der Reit-Abteilung, viele Freizeitreiter, steigende Mitgliederzahlen und das therapeutische Reit-Angebot. Ansichten zu den Finanzen gehen weit auseinander

Schließlich wird die Trennung beschlossen. Die 39 anwesenden Mitglieder der Reitabteilung sind gegen den Ausschluss ihrer Abteilung aus dem SFG, sechs Mitglieder enthalten sich, 232 sind dafür. Die Reitabteilung um den Vorsitzenden Lothar Geigenmüller will sich dem Versammlungsbeschluss nicht beugen. Für ihn ist er nicht rechtskräftig, "da die Satzung einen Rausschmiss nicht vorsieht". Braun widerspricht: "Wir haben satzungsgemäß gehandelt. Die Mitglieder sollten bestätigen, ob wir (im Vorstand, Anm. d. Red.) richtig gehandelt haben." Sowohl Geigenmüller als auch Berg fühlen sich nach wie vor als ordentliche Mitglieder im SFG-Gesamtvorstand, auch wenn sie mehrfach zum Rücktritt aufgefordert worden sind. Geigenmüller sagt als Abteilungs-chef: "Wir werden uns gegebenenfalls gegen die Trennung wehren, um klarstellen zu lassen, dass die Trennung eine vom Hauptverein veranlasste Abspaltung ist." Hintergrund: In solch einem Fall gibt es auch eine Spaltung von Vermögen und Inventar. Dieses wird dann beiden Parteien nach dem bisherigen Nutzen zugeordnet - ohne finanziellen Ausgleich. Die Reitabteilung müsste demnach keine Ablösesumme an den SFG bezahlen. Adolf Braun sieht das anders. Nach seiner Auffassung gehört das Vermögen, das eine Abteilung erwirtschaftet, dem Gesamtverein und nicht der Abteilung. "Eine Abteilung ist kein eigenes Steuersubjekt." Die Folge: Der SFG betrachtet auch die von den Mitgliedern der Reitabteilung erbrachte Leistung - zum Beispiel beim Bau des 2003 fertiggestellten Außenplatzes - als Eigentum des SFG. Das heißt: Der neue "Pferdesportverein Bernkastel", der im Falle einer Trennung vorsorglich im Oktober 2004 als Auffangbecken für die Reit-Mitglieder gegründet wurde, müsste als "dritte Partei" dem SFG das vorhandene Inventar (Schulpferde, Sättel, Hindernisse, Außenplatz) bei Übernahme abkaufen. Laut Geigenmüller hat sich die Reitabteilung bereit erklärt, als Restsumme für den Außenplatz 14 000 Euro sowie 2000 Euro für die drei Schulpferde und das Hindernismaterial an den SFG zu bezahlen. Rechtliche Schritte nicht ausgeschlossen

Der SFG fordert mehr. Braun bestätigt im großen und ganzen die dem TV vorliegenden Zahlen. Danach sollen 40 000 Euro für den Außenplatz, 10 000 Euro für Pferde und Hindernismaterial und 2000 Euro für den Schulungsraum gezahlt werden. Braun: "Wir fordern nicht mehr zurück, als wir investiert haben." Andererseits bestehe weiterhin das Angebot an den neuen Verein, die Anlage zu pachten. Rücke der SFG von den Forderungen nicht ab, "werden wir rechtliche Schritt einleiten", sagt Geigenmüller. "Es kann nicht angehen, dass die Mitglieder der Reitabteilung und die Pferdeeinsteller praktisch unfreiwillig vor die Tür gesetzt werden - und dann auch noch finanziell dafür aufkommen sollen."

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