Klein, aber fein

BULLAY/BERNKASTEL-KUES. (ger) Zwischen 1902 und 1905 wurde die Moselbahn gebaut. In den sechziger Jahren musste der Bahnbetrieb eingestellt werden. Viele Erinnerungen hängen am "Saufbähnchen", wie es der Volksmund nannte.

"Mancher ältere Moselaner oder passionierte Moselfahrer bekommt noch heute strahlende Augen, wenn er an die Zeit zurückdenkt, als noch das ‚Saufbähnchen' den Windungen der Mosel folgte, die Gemeinden mit ihren für Weinkenner wohlklingenden Namen mit der ‚großen weiten Welt' verband und dabei ein einzigartiges Stück Reisekultur verkörperte. Die Einmaligkeit der Kleinbahn ist weit über den Bereich der Mittelmosel hinaus bekannt geworden." So schreiben Ludger Kenning und Manfred Simon in der Einleitung zu ihrem 2002 erschienenen Buch "Die Moselbahn Trier-Bullay". Für Tausende Bewohner des Moseltales war die Privatbahn tägliches Verkehrsmittel zur Arbeit oder zur Schule. Betrieben wurde die 103 Kilometer lange Bahnstrecke (Normalspur) von der Moselbahn AG. Im August 1905 wurde die Linie komplett in Betrieb genommen. Sie war damit die längste deutsche Kleinbahn. Die Endstationen Trier und Bullay lagen in unmittelbarer Nähe der Staatsbahnhöfe. Wegen aufwändiger Hochwasserschutzmaßnahmen mit Stützmauern und Viadukten wurde die Moselbahn auch zur teuersten Kleinbahn. Zudem wurde viel in komfortable Reisewagen investiert, anfangs mit Dampflok gezogene Waggons, später als Triebwagen mit Dieselmotor. Die Strecke verlief rechts der Mosel von Trier über Ruwer, Kenn, Schweich, Neumagen-Dhron, Bernkastel, Zeltingen, Trarbach, Zell bis nach Bullay. 38 Haltestellen wurden bedient, teils mit schmucken Stationsgebäuden. Trotz zwei Millionen Fahrgäste jährlich und 150 000 Tonnen Güteraufkommen geriet die Moselbahn in den fünfziger Jahren immer tiefer in die roten Zahlen. Die privat betriebene Kleinbahnstrecke wurde zwischen 1961 und 1968 schrittweise eingestellt. Die Moselbahn gibt es noch heute als Busunternehmen in privater Hand. Liebevoll wurde die Bahn auch "Saufbähnchen" genannt; vermutlich weil viele Weinfreunde während der Fahrt dem Moselwein zusprachen. Menschen aus der Region haben ihre Erinnerungen an die Moselbahn dem TV zugesandt (siehe unten stehendes Echo).

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