Kleines Dorf, große Jecken

Unzählige Kappensitzungen an diesem Wochenende, Rathauserstürmungen an Weiberdonnerstag und danach die närrischen Umzüge in Dörfer und Städten: Die Fastnacht steuert auf ihren Höhepunkt zu. Auch in dem kleinen Ort Kövenig wird zünftig gefeiert - fast so wie in den Hochburgen Wittlich, Bernkastel-Kues oder Traben-Trarbach.

Kövenig. 170 Einwohner zählt der kleine Moselort Kövenig. In dem kleinen Ortsteil von Kröv haben längst die Narren das Kommando übernommen, und in den kommenden Tagen werden sie im Dorf zur Freude aller Köveniger einiges auf die Beine stellen.Sogar ein Prinzenpaar hat sich wieder gefunden. Iris und Hermann Müllers schwingen in der Session 2007/08 das Zepter, unterstützt werden sie von den Pagen Ottmar Bauer und Hedwig Süß. Hedwig Süß war übrigens vor sechs Jahren die erste Köveniger Karnevalsprinzessin. Rund 30 traditionsbewusste Köveniger gehören zum "harten Kern" der örtlichen Fastnacht. Einen eingetragenen Verein mit Statuten und Vorstand brauchen sie dafür nicht, die fröhliche Gemeinschaft hält auch so zusammen. Am 11. 11. wird stets die Session eingeläutet. Man trifft sich beim neuen Prinzenpaar, feiert und trinkt und schwätzt meistens bis in die frühen Morgenstunden. Auf dem Tisch steht dann die Clownspuppe, die zuvor aus der "Gruft" in einem tiefen Keller geholt wurde. Seit 2002, als der Köveniger Karneval wiederbelebt wurde, führt Alma Bindges als Protokollerin Buch über die närrischen "Taten und Untaten". An Weiberdonnerstag trifft sich die Dorfgemeinschaft im Gemeindehaus, dort gibt es ab 15.11 Uhr Kaffee und Kuchen. Abends geht dann richtig die Post ab. Das Männerballett tritt auf, es wird getanzt, und wenn das "Tusnelchen" (Hildegard Metzen in die Bütt steigt, bleibt kein Auge trocken.Am Fastnachtssamstag dann der Höhepunkt: Um 11.11 Uhr findet am Gemeindehaus die Prinzenproklamation statt. Abordnungen aus den Nachbardörfern wohnen dem Spektakel bei, danach wird gemeinsam deftig gegessen und getrunken. Ab 14.11 Uhr setzt sich der Fastnachtsumzug durch den Ort in Bewegung. Zwei oder drei Wagen und acht bis zehn farbenfrohe Gruppen ziehen durchs Dorf. "Der Zug dauert länger als in Mainz oder Köln", weiß Ortsvorsteherin Iris Bindges. Der Grund für den ausgedehnten Umzug: An jedem Haus wird Halt gemacht, überall gibt es was zu essen oder zu trinken, bei dem einem Eierlikör, beim nächsten Frikadellen, dann Kaffee, Kölsch, Frikadellen, Berliner… Danach geht's im Gemeindehaus weiter mit Tanzmusik bis in den Fastnachts-Sonntag. Und weil das alles so schön ist, verabschieden sich die Köveniger Narren mit einem lachenden und weinenden Auge am Abend des Fastnachtsdienstags von der närrischen Zeit. Am Fährkopf wird die Fastnacht symbolisch verbrannt, danach trifft man sich erneut im Gemeindehaus - diesmal zum Heringsessen.

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