Kleines Dorf mit großem Gästeandrang

MINHEIM. Obwohl Minheim der kleinste Ort der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron ist, weist die Gemeinde eine solide Infrastruktur auf. Bedauerlich für Bürger und Wohnmobilisten ist jedoch die Schließung von Bankfilialen und das Fehlen einer Poststelle.

Dass in einem kleinen Dorf manchmal richtig was los ist, hat Minheim oft bewiesen. Sei es beim jährlichen Straßenfest oder den Aufführungen des Minheimer "Kuckuck". Die urigen Laien-Darsteller sorgen stets für ein volles Haus. Bei derart kreativem Potenzial überraschte es nicht, dass sich die 560 Einwohner im Vorjahr bei der "Quietsche-Entchen-Regatta" als "SWR1-Heimspiel-Gemeinde" profilierten. Geldautomaten und Poststelle fehlen

"In jedem Haus wurde gebastelt und abends hat man nur die Sägen gehört", erinnern sich Eberhard und Hermine Hammes an die Vorbereitungen. Ein Engagement, das im kleinsten Ort der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron nicht selten ist. So auch spontan beim Fastnachtsumzug. "Manche wissen samstags noch nicht, dass sie montags mitgehen", schmunzelt Hermine. Dennoch sei es immer lustig, wenn sich dann Zirkustiere oder Seeleute - gestärkt mit der Erbsensuppe der Feuerwehr - auf den Weg machten. Den Rest des Jahres ziehen normale Besucher durch die Straßen. Und das sind nicht wenige. Denn der Wohnmobilstellplatz am Moselufer beschert der Gemeinde seit knapp vier Jahren hohe Gästezahlen, an denen Gastronomie und Winzer teilhaben. Außerdem ist Minheim seither bundesweit mit guten Noten präsent. In diesem Jahr mit Platz zwei im Fachmagazin "Promobil." Die Anwesenheit der Wohnmobilisten würden 99,5 Prozent der Bürger positiv sehen, ist Gemeinderatsmitglied Hammes überzeugt. Bedauerlich findet jedoch nicht nur er den Rückzug von Sparkasse und Raiffeisenbank. Früher hätte es sogar ein Warenlager in Minheim gegeben, berichtet Hammes. Heute dagegen muss Minheim ohne Geldautomat oder gar Poststelle auskommen - und auch der Bankbus steuert den Ort nicht an. "Das ist schade - gerade für die älteren Leute", sagt der 37-Jährige. Dafür hält ihr Bäcker den Minheimern mit selbst Gebackenem, Fleischtheke und Lebensmitteln die Treue. Zudem können die Bürger Kleidung oder Elektromaterial im Ort kaufen. Zudem gibt es weitere Kleinunternehmen. Auch die Kinder können zufrieden sein. Zur Grundschule fahren sie zwar nach Piesport, aber den Kindergarten haben sie noch im Ort. Die Jugendlichen können in ihrer Freizeit einen Jugendraum nutzen, dessen Tür derzeit jedoch geschlossen ist. Bis es dort weitergeht, trifft sich die 13-Jährige Marion Hammes mit ihren Freunden zu Hause oder beim Showtanz. "Das ist eins von drei Angeboten der Winzertanzgruppe für die Sechs- bis 16-Jährigen", erzählt Mutter Hermine, die zwei der Gruppen leitet. Auch Tochter Martina (10) macht in einer der Tanzgruppen mit. Andere nutzen derweil die Angebote von Musik- und Gesangverein oder der Jugendfeuerwehr oder toben auf Bolzplatz und dem in Renovierung befindlichen Spielplatz herum. Ihren Eltern stehen Bürgerhaus und Begegnungsstätte der Kirchengemeinde offen, in denen zwei privat organisierte Gymnastikgruppen trainieren. Alternative Treffpunkte sind die drei Wirtschaften, zwei davon mit Speiselokal, oder eine der Straußwirtschaften. Ein wenig stolz sind Eberhard und Hermine auf das Eichhaus, das ihres Wissens "das einzige noch funktionierende an der Mosel" ist und kürzlich renoviert wurde. "Die Touristen interessieren sich sehr für die Geschichte", meint Hammes. So auch für Veränderungen wie den Brückenbau 1979, der das Aus für die Pont, die Fähre, bedeutete. Dass sich der Ort Besuchern ansprechend präsentiert, ist laut Josef Schmitt ehrenamtlichen Helfern, darunter etlichen Rentner, zu verdanken. Sie kümmerten sich um Pflege und Unterhaltung des alten Kreuzweges, das Anstreichen der Bildstöcke und vieles mehr, so der Ortsbürgermeister. Ansiedlungswillige finden in Minheim Bauland in der Ortslage vor. Allerdings privat und zu einem Preis von zirka 50 Euro. Zusätzliche Bauplätze sind aber im Gespräch.

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