Kleines Häuschen, große Fragen

BINSFELD. Das Rechnungsprüfungsamt hat den Bau des Tennisplatzhäuschens in Binsfeld kritisch hinterfragt. Die Gemeinde widerspricht, das Gebäude sei nötig.

Es klingt dramatisch, was das Rechnungsprüfungsamt der Kreisverwaltung schreibt, nachdem es die Haushaltsführung der Gemeinde Binsfeld geprüft hat. Zum Tennisplatzgebäude, dessen Planung 1992 begann, dessen Bau aber noch nicht abgeschlossen ist, heißt es da unter anderem: "Die Abwicklung der Maßnahme führte zu dem Ergebnis, dass der Ortsgemeinde Binsfeld ein finanzieller Schaden entstanden ist." Dadurch, dass keine Landes- beziehungsweise Kreismittel beantragt worden seien, seien 50 000 Euro verloren gegangen. Der Schaden sei auszugleichen. Zudem stellt die Behörde den Bedarf des rund 165 000 Euro teuren Gebäudes auf gemeindeeigenem Grund grundsätzlich in Frage. In direkter Nachbarschaft befänden sich das Umkleidegebäude am Fußballplatz und die Umkleideräume der Grundschule.Drastische Feststellungen keine Seltenheit

Einstimmig haben Bürgermeister Lothar Herres und der Gemeinderat beschlossen, in der Sache zu widersprechen. Herres sagt zu dem Bau, der mit einem hohen Anteil an Eigenleistung geplant wurde: "Ich wüsste nicht, wo ein Schaden entstanden ist." Zudem brauche die Tennisabteilung des Sportvereins mit ihren etwa 80 Tennisspielern und den drei Plätzen die Einrichtung. In das Umkleidehäuschen am Sportplatz auszuweichen, sei samstags, wenn der SV Fußball spiele, nicht möglich. Dann könnten nicht auch noch Damen- und Herrenmannschaft der Tennisabteilung das Häuschen nutzen. Auch die Schul-umkleiden seien keine Alternative. Im Sommer werde auch am Morgen Tennis gespielt, wenn dort noch Unterricht sei. So dramatisch, wie die Behörde geschrieben hat, muss die ganze Sache auch gar nicht sein. Maria Bernhard, bei der Kreisverwaltung Geschäftsbereichsleiterin für Kommunales und Recht, erklärt: "Solche Feststellungen, die drastisch klingen, sind in der Form nichts außergewöhnliches." Die Behörde stelle zunächst einmal fest. Es komme jedoch öfters vor, dass ihr nicht alle Unterlagen vorlägen. Nach erneuter Prüfung, die in diesem Fall noch eine Weile dauern könne, könnte das Ergebnis ganz anders aussehen. Das hofft auch Manuel Kisgen, seit ein paar Jahren Vorsitzender der Tennisabteilung. Auch er sagt ganz klar: "Wir brauchen das Häuschen für den Spielbetrieb." Und er ergänzt: "Nach den Verbandsspielen ist es üblich, dass der Heimverein Essen und Trinken stellt." Der Partyservice und die Pizzeria, mit der man sich in der Vergangenheit weiter geholfen habe, seien auf Dauer zu teuer.Kein Förderantrag wegen Dringlichkeit?

Der Bedarf ist das eine. Doch wie sieht es mit den nicht beantragten Zuschüssen aus? Das Prüfungsamt zitiert aus einem Ratsbeschluss von 1994. Demnach wurde auf die Förderung verzichtet, weil diese erst zwei Jahre später zu erwarten gewesen wäre. Die Behörde hält dagegen, dass der Bau bis heute nicht abgeschlossen sei. Herres verweist in seiner schriftlichen Erklärung darauf, dass der damalige Bürgermeister auf den Zuschussantrag verzichtet habe, weil er zunächst die Gemeinde ohnehin mit dem Häuschen, das neben Dorferneuerungsmaßnahmen geplant war, als überfordert angesehen habe. Herres: "Die Entscheidung des Rats, dann doch die Materialkosten zu übernehmen, stand dem entgegen."Nur wenige haben beim Bau geholfen

Bislang hat die Gemeinde rund 89 000 Euro in das Gebäude investiert. Herres: "Das einzige, was unglücklich gelaufen ist, ist die Tatsache, dass sich der Bau bereits über 20 Jahre hinzieht." Der Innenausbau sei problematisch gewesen, weil Mitglieder der Tennisabteilung ihre Zusage, mitzuarbeiten, nicht eingehalten hätten. Das hat Arbeiten verzögert und verteuert. Die Fliesenarbeiten mussten, anders als geplant, vergeben werden. Auch Kisgen hätte sich beim Hausbau mehr Einsatz gewünscht. "Es sind immer dieselben, die was tun." Doch bald dürfte das Thema erledigt sein, denn dem Häuschen, das seit Ende 2004 genutzt wird, fehlt nur noch der Putz. Und der soll im Herbst kommen.

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