Kleinkunst contra EU-Recht

Traben-Trarbach · Die Traben-Trarbacher Unterwelt zieht viele Besucher an. Auch für den Wein-Nachts-Markt wird sie genutzt - nicht aber für Konzerte und Kleinkunst. Für den Keller unter dem früheren Trarbacher Rathaus gibt es dafür ein Konzept. Knackpunkt: Die Förderung des Gesamtprojekts mit EU-Mitteln steht einer kommerziellen Nutzung möglicherweise entgegen.

Traben-Trarbach. Wer ohne weitere Erklärung etwas von der Traben-Trarbacher Unterwelt hört, macht sich möglicherweise schlimme Gedanken über Rotlicht, Geldwäsche, Mord und Totschlag. Erfährt er, dass die Stadt damit wirbt, wird seine Neugier noch steigen. Des Rätsels Lösung: Die Unterwelt besteht aus 30 teilweise mehrstöckigen Kellern. Sie sind Beleg für die Bedeutung der Stadt als Weinhandelsmetropole um 1900. Ein Teil von ihnen wird beim Mosel-Wein-Nachts-Markt genutzt. Während der übrigen Zeit werden Führungen angeboten. Ansonsten herrscht meist Ruhe in den Gewölben, die sich in Privateigentum befinden. Zumindest für einen Ort könnte sich das ändern.
Unter dem früheren Rathaus in Trarbach ist ebenfalls ein Keller, der auch Teil des Marktes ist. Er gehört der Stadt. Es gibt Anfragen, zum Beispiel von der Lott-Gesellschaft, ihn auch für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.
Daraufhin hat Wiebke Büllesbach, die Leiterin der Touristinformation, ein Konzept erstellt. Ob es umgesetzt werden kann, steht allerdings in den Sternen.
Nach Angaben von Jürgen Fritz, Leiter der Bauabteilung bei der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach, hat die Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion interveniert. Hintergrund: Die Herrichtung der Keller für das Projekt "Vinotropolis - Die Traben-Trarbacher Unterwelt" wird mit EU-Mitteln gefördert. Nun besteht die offenbar die Angst, dass Fördergelder zurückgezahlt werden müssen, wenn der Keller für kommerzielle Veranstaltungen genutzt wird.
Es dürften, so Fritz, nur "normale" Veranstaltungen im Rahmen des Marktes über die Bühne gehen. Es gelte EU-Recht.
Bei den Stadtratsfraktionen herrscht Unverständnis. Schließlich sei Wein auch Teil des Marktnamens. "Und Wein gibt es das ganze Jahr", heißt es.
"Wir wollen Genaueres wissen", sagt Anja Bindges (SPD). Zu fragen sei auch, ob wenigstens Veranstaltungen gemeinnütziger Art dort laufen können, fordert Britta Seebach (Bündnis 90/Die Grünen). Dann könne die Lott-Gesellschaft den Keller nutzen.
"Es wäre schön, wenn wir den Keller im Angebot hätten", sagt Stadtbürgermeister Patrice Langer. "Wenn wir aber Fördermittel zurückzahlen müssen, lassen wir die Finger davon", fügt er an.
Der TV hat bei der ADD in Trier nachgefragt. Bisher seien gut 128 000 Euro Fördergelder geflossen, knapp 96 500 aus EU-Mitteln, der Rest vom Land. Der Fördersatz liege bei 57,6 Prozent.. heißt es von der ADD. Etwa 276 000 Euro sollen insgesamt in die vom Stadtrat im Jahr 2007 beschlossene touristische Erschließung fließen.
Es handele sich um keine "einnahmeverschaffende Infrastrukturmaßnahme", teilt die ADD mit. Sollten mit dem Keller Miteinnahmen erzielt werden, müsste geprüft werde, ob der Fördersatz auf 30 Prozent begrenzt werden muss. Das könne eine Rückförderung von Fördermitteln zur Folge haben.

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