"Kochfräuleins" halfen einst Oma Berta

TRABEN-TRARBACH. 1878 erhielt der 26-jährige Richard Allmacher für sein Gasthaus "Zur Goldenen Traube" die Konzession für die ersten Betten. Acht Gäste konnte er damals beherbergen, heute sind es 26, für die der Urenkel ein Schlafgemach bereit hält. Tradition haben nicht nur das Hotel und Restaurant "Zur Goldenen Traube", auch der Vorname wurde über Generationen weiter gegeben. Heute ist Richard IV. Allmacher Chef des Hauses.

 Passend zu den "Schweinischen Wochen", bei denen in 18 Traben-Trarbacher Restaurants Köstlichkeiten vom Wildschwein serviert werden, haben Marlies und Richard Allmacher in ihrem Restaurant "Zur Goldenen Traube" die Tischdekoration ausgewählt.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Passend zu den "Schweinischen Wochen", bei denen in 18 Traben-Trarbacher Restaurants Köstlichkeiten vom Wildschwein serviert werden, haben Marlies und Richard Allmacher in ihrem Restaurant "Zur Goldenen Traube" die Tischdekoration ausgewählt.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

"Mein Urgroßvater hatte ein Speditionsgeschäft mit Pferdefuhrwerken und betrieb parallel dazu das Gasthaus", erzählt Richard Allmacher. Urgroßmutter Amalie besaß gleich nebenan einen Porzellan- und Haushaltswarenladen. Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1889 führte sie mit ihren Kindern das Hotel 21 Jahre lang weiter. Sohn Richard erlernte in Kirn den Beruf des Eisenwarenhändlers. In Traben-Trarbach heiratete er Berta Gattwinkel. 1910 übernahm er von der Mutter das Hotel und baute es weiter aus."Oma Berta war eine ideale Köchin"

Nun fanden schon 18 Gäste Platz in der "Traube", und "Oma Berta war eine absolut geniale Köchin", schwärmt Richard Allmacher von seiner Großmutter, die ihr Handwerk am Rhein gelernt hatte. "Die Großeltern haben von 1910 bis 1939 den Laden ganz systematisch hochgebracht mit einer grundsoliden, guten Küche." Ob Hummer, Austern, Kaviar: Oma Berta schreckte vor nichts zurück. Ihr zur Seite standen damals die so genannten Kochfräuleins. Sie kamen von auswärts an die Mosel, hatten bei Allmachers Kost und Logis frei und halfen für ein kleines Entgelt ein halbes Jahr in der Küche mit, wo sie "erbarmungslos alles gelernt haben", weiß der Enkel. Zwei bis drei solcher Kochfräuleins, die sehr motiviert gewesen seien, habe die Oma stets beschäftigt. Berta Allmacher starb 1939 im Alter von 52 Jahren. Ihr Ehemann leitete fortan mit Tochter Bertchen und Personal das Hotel, das ab 1945 drei Jahre lang von Franzosen und Engländern besetzt war. 1949 rückte der nächste Richard nach. Der 1912 geborene Sohn von Berta und Richard Allmacher erlernte sein Handwerk in vielen Hotels und Restaurants in Deutschland von der Pike auf, stockte das Hotel auf und kaufte ein Nachbarhaus hinzu, das er ausbaute. Nun gab es Platz für 22 bis 24 Gäste. Ehefrau Ursula war für die Küche verantwortlich. "Kind, lern was Ordentliches", ermahnte sie ihren Sohn Richard, denn sie selbst hatte nie rechte Freude an der Gastronomie. Also machte Richard Allmacher sein Abitur und studierte Betriebswirtschaft. Zwei Jahre lang arbeitete er als Diplom-Kaufmann, doch dann schlugen die gastronomischen Gene bei ihm durch "1976 habe ich festgestellt, dass mir das doch liegt", erinnert sich der 58-Jährige, der berichtet, dass er auf Zimmer zwölf geboren wurde und durch seine Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer einer der wenigen akademischen Kellner im Lande ist. Als sich die Eltern 1976 zurückzogen, modernisierte und renovierte er das Haus, das fortan 26 Betten hatte und ganzjährig geöffnet ist."Manchmal ist es hier wie im Krankenhaus"

Ihm zur Seite steht Ehefrau Marlies, gelernte Bankkauffrau und "die gute Seele im Hintergrund und im Vordergrund", wie Ehemann Richard dankbar anmerkt. Marlies Allmacher verbreitet Frische und Frohsinn auch nach wenig Schlaf. "Manchmal ist das hier wie im Krankenhaus, wir sind 24 Stunden im Dienst", lacht sie. Sechs Arbeitskräfte, in der Saison bis zu 15, werden in der "Goldenen Traube" beschäftigt. Richard Allmacher freut sich über die Erfolgserlebnisse, die sein Beruf mit sich bringt: "Man kriegt die Bestätigung direkt, zufriedene Gäste haben das Bedürfnis, einem das gleich mitzuteilen." Der jüngste Allmacher-Spross ist 14. Der Glückliche heißt Felix. Den Richard trägt er als zweiten Namen. Wenn es hoch hergeht, ist er seinen Eltern schon eine Hilfe. Sein derzeitiger Berufswunsch schlägt allerdings in ein anderes Feld, denn Felix will Fußballer werden.

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