König Spassenix und das Lachen

WITTLICH. Seit einem Jahr laufen die Proben für das Theaterstück "Babs befreit das Lachen" von Rafik Schami. Ende März soll es in Wittlich endlich auf die Bühne kommen. Die Akteure sind in der heißen Endphase.

 So ein Theater: da muss natürlich von der Requisite bis zur Kulisse alles stimmen. Hier wird fleißig gebastelt, damit das Bühenenbild später überzeugt. Foto:Petra Geisbüsch

So ein Theater: da muss natürlich von der Requisite bis zur Kulisse alles stimmen. Hier wird fleißig gebastelt, damit das Bühenenbild später überzeugt. Foto:Petra Geisbüsch

Wer will schon leben in einem Land, in dem der regierende König Spassenix seinen Untertanen das Lachen, ja selbst ein stilles Lächeln, verboten hat? Die kleine Babs wollte und konnte sich einfach nicht an diese Vorschrift halten. Davon, wie sie ihr Land vom humorlosen Spassenix befreit, handelt die Geschichte, die seit über einem Jahr von Mitwirkenden aus der Grundschule Jahnplatz und dem Cusanus-Gymnasium geprobt wird. Die Idee stammt von Annette Münzel aus der Stadtbücherei. Dort war man im vergangenen Jahr im Rahmen des Kultursommers um einen Beitrag zum Thema "Romantik" gebeten worden. "Wir wollten das gesamte Potential, das sich in der Kreisstadt mit Jugendkultur beschäftigt, in diesem Projekt zusammenführen", erläutert Münzel den ideellen Hintergrund der Aufführung, die inzwischen Gestalt angenommen hat. Ulla Simon, Lehrerin an der Grundschule Jahnplatz, und Edda Eich, bis vor kurzem Lehrerin am Cusanus-Gymnasium, wo sie lange Jahre die Theater-AG leitete, erklärten sich schnell zur Mitarbeit bereit. Die beiden kennen sich seit der eigenen Schulzeit, in der sie bereits Theater miteinander gespielt haben. Auch später im Beruf widmeten sie sich ihrer Leidenschaft, machten gemeinsam eine zweijährige Fortbildung und brachten Generationen von Schülern das Schauspielern nahe. Nachdem man sich auf die Geschichte "Babs befreit das Lachen" von Rafik Schami geeinigt hatte, ging es ans Zusammenstellen des Teams. Die Inszenierung blieb in den Händen von Eich und Simon, die rechtlichen Fragen klärte Annette Münzel mit dem Hansa-Verlag, und für die Musik fand sich in Dominik Scheider ein engagierter Mitwirkender, der bald ein elfköpfiges Orchester auf die Beine stellte: Bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls Laien.Zwar hat der Kultursommer das Projekt letztendlich abgelehnt - so mussten also einige finanzielle Abstriche in Kauf genommen werden -, doch die Macherinnen warfen deshalb nicht gleich die Flinte ins Korn. Eich: "Eine gewisse Summe hat inzwischen die Stiftung der Stadt Wittlich zugesichert." Knapp 25 Schauspieler aus der Grundschule Jahnplatz und dem Cusanus-Gymnasium treffen sich seit einem Jahr eifrig zu den Proben. "Wochenlang haben wir erst einmal Lockerungsübungen gemacht", schildert Simon den Verlauf der Proben.Die Geheimpolizei des griesgrämigen Königs

Mit der Zeit entstand das Textbuch: Es wurde erst gemeinsam mit den jungen Laienschauspielern entwickelt. "Die Kinder, besonders die kleinen, brauchten einen langen Atem", sagt Münzel anerkennend. Es verwundert kaum, dass das Schauspieler-Team im Laufe des Jahres, das von langen Ferienzeiten unterbrochen war, kleiner wurde. Dennoch: Es wurden nie zu wenig, und bis zum 22. März ist alles, einschließlich der Kostüme und Requisiten, fertig. In der Malschule arbeiten derzeit mehrere Kurse an der Fertigstellung des Bühnenbilds. Riesige Ohren aus Pappmaché für die Lauscher, die Geheimpolizei des griesgrämigen Königs, entstehen hier in den Händen von Sophie, Melina und ihren Freundinnen. Eine Wand zieren die Bilder des Königs mit den heruntergezogenen Mundwinkeln. Eines dieser Bilder wird bald in der ganzen Stadt von der Aufführung künden. "Alle anderen hängen wir im Atrium auf", verspricht Edda Eich. Das Bühnenbild wird in betont einfachem Gewand daherkommen: Bunte Tücher, angelehnt an arabische Basare, bilden den Hintergrund der Geschichte von der mutigen Babs. Münzel: "Es wird kein Ausstattungstheater." Deshalb werden die Darsteller auch lediglich farbliche Vorgaben für ihre Kostümierung bekommen. Dann dürfen sie mitbringen, was sie gerne tragen, wie sie selbst sich gerne sehen, und was sie als passend für das Stück empfinden. Wer die Thematik des verbotenen Lachens als zu weit hergeholt empfindet, dem empfehlen die Macherinnen einen aufmerksamen Blick in unsere Busse, Züge und Straßenbahnen. Dort sei die Aktualität der Schami-Geschichte mühelos zu erkennen.Die Termine zum Vormerken: Aufführungen am 22. und 23. März, jeweils um 19.30 Uhr, im Atrium des Cusanus-Gymnasiums in Wittlich.

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