Königin aus der Ferne

WEHLEN. Was hat Wehlener Wein mit Kasachstan gemein? Ganz einfach: Eine gebürtige Kasachin ist für die nächsten beiden Jahre Botschafterin des edlen Rebensaftes aus ihrer Wahlheimat Wehlen.

Viktoria Schreiner kam vor zehn Jahren aus Kasachstan an die Mosel und hätte sich nie träumen lassen, einmal für den Moselwein zu werben. Den Rebensaft lernte sie erst vor Ort kennen. "Und lieben", wie die junge Frau zugibt. Mit einem "Prosit" stößt sie mit ihrer Weinprinzessin Natascha Lubinow auf das neue ehrenvolle Amt als Wehlener Weinkönigin (der TV berichtete) an. Sie freut sich auf die Aufgaben, und ist ein wenig stolz über das Vertrauen der Winzer. Dass sie das edle Produkt der Wehlener Winzer wie eine Fachfrau vertritt, daran besteht kein Zweifel. Denn auch wenn sie kein "Moselgewächs" und nicht inmitten der Weinberge aufgewachsen ist, so hat sie längst alles rund um Weinanbau und Weinerzeugung in einem Wehlener Weingut kennen gelernt. Im August 1994 kam Viktoria mit ihrem deutschstämmigen Vater, der russischen Mutter und ihrem Bruder Andreas nach Deutschland. Die deutsche Sprache hat Viktoria in der Grundschule in einem Jahres gelernt, derzeit steht die Ortsweinkönigin kurz vor ihrem Fachabitur an der Berufsbildenden Schule (BBS). "Ich fühlte mich in Wehlen von Anfang an wohl", bestätigt sie. Ihre Mutter arbeitete im Weingut Friedrich Kern, wo Tochter Viktoria bei der Traubenlese half. Auch die spätere Tätigkeit als Bedienung in der Kernschen Straußwirtschaft machte ihr Spaß. Ihr offenes, freundliches Wesen machte es der jungen Frau leicht, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Schon bald war sie in der fachlichen Beratung versiert, denn von Jahr zu Jahr wuchs ihr Wissen über Weine in Theorie und Praxis. Auch Viktorias Prinzessin Natascha Lubinov kommt von weit her - aus dem fernen Ural. 1999 kam Natascha zusammen mit Eltern und Bruder Sergej nach Deutschland. In Wehlen haben sich die beiden Mädchen kennen gelernt. "Viktoria hat mich dann mit ins Weingut geschleppt, obwohl ich noch nicht gut Deutsch sprach", lacht die Freundin. Die beiden 20-Jährigen genießen ihren Job und erleb(t)en gemeinsam manche schönen und amüsanten Stunden beim Wein. "Das Weingut Kern war für uns wie ein zweites Zuhause", betonen Viktoria und Natascha. "Gäste haben uns doch tatsächlich öfter für Töchter oder Enkelinnen gehalten", sagen die beiden Frauen und können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Auch als die Vorgängerin Melanie im Weingut Kern vor zwei Jahren gekrönt wurde, waren Viktoria und Natascha dabei. ",Stell' dir vor, du wärst mal Weinkönigin', hat Natascha mir damals zugeflüstert", verrät Viktoria. "Da mussten wir beide herzhaft lachen. Und zwei Jahre später ist es wirklich soweit", kann Viktoria ihr Glück eigentlich nicht fassen. Besonders dankt die Weinhoheit Ortsvorsteherin Gertrud Weydert, die sie persönlich ansprach, ob sie nicht Weinkönigin werden wolle. "Ich war total sprachlos, aber es hat mich auch gereizt, ein solch schönes Amt auszufüllen", bekräftigt die Wahl-Wehlenerin. Ein Amt, das bei den jungen Moselanerinnen auf immer weniger Interesse stößt. Wehlens Weinkönigin freut sich auf die vielfältigen Aufgaben, die auf sie warten: "Es ist eine Ehre für mich, die Winzer und ihren Wein vertreten zu dürfen." Für Natascha war es da auch keine Frage, ihrer Freundin bei den Repräsentations-Pflichten zur Seite zu stehen. "Die Winzer vertrauen mir, und ich versuche, eine gute Botschafterin für den Moselwein zu sein", sagt Viktoria und schenkt sich und ihrer "Weggefährtin" noch einmal ein.

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