Kollege trifft Kollegin

NEUMAGEN-DHRON/TRIER. Am 25. April soll Christiane Horsch, die neue Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron, in ihr Amt eingeführt werden. Und demnächst wird sie sich auf Wohnungssuche begeben.

Ob das Guinness-Buch der Rekorde ein Kapitel über spektakuläre Wahlen hat? Nach der Wahl in der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron könnte zumindest eines eingerichtet werden. Dass bei acht Kandidaten bereits einer im ersten Durchgang das Rennen macht, dürfte beispiellos sein. Christiane Horsch, die mit 60,62 Prozent triumphierte, ist auch am Tag nach der Wahl noch überrascht über den schnellen Sieg. Mit den Leuten, die sie im Wahlkampf unterstützt haben, hat sie am Sonntagabend in einem Lokal in Dhron gefeiert. Die Feier, als Dankeschön für die Helfer gedacht, hätte es an diesem Tag aber sowieso gegeben, erzählt sie. So wurde es eine spontane Siegesfeier. Dass Horsch so viele Stimmen auf sich vereinigte, spricht für die 45-Jährige, aber nicht gegen die Mitbewerber. Die Wählerinnen und Wähler setzen ihre Hoffnungen auf die Person mit der größten Verwaltungserfahrung. Und die hat Horsch, die zuletzt acht Jahre Trierer Wirtschaftsdezernentin war, nun einmal. Wie anders ist zu erklären, dass der Verwaltungsbeamte Armin Kopp, der unter anderem zu Veranstaltungen mit den Ministern Hendrik Hering und Karl Peter Bruch eingeladen hatte, nur 12,79 Prozent erhielt? Wie anders ist zu erklären, dass der überall bekannte Karl-Josef Gilles, der auf der Suche nach Römerspuren viel in der geschichtsträchtigen Erde der VG gebuddelt hat, nur auf 5,38 Prozent kam? Auch ein Kandidat wie Urban Lamberty, der enorm viel Werbeaufwand betrieben und fest mit dem Einzug in die Stichwahl gerechnet hatte, verschwand mit 4,84 Prozent in der Bedeutungslosigkeit. Am Tag nach der Wahl ist die Siegerin an ihrer alten Wirkungsstätte anzutreffen. Die ehemalige Trierer Wirtschaftsdezernentin löst ihr Büro auf und trifft dabei auch auf den neuen Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen. "Ich habe ihm gratuliert, er hat mir gratuliert und mich als Frau Kollegin angesprochen. Das hat mich gefreut", erzählt sie. Mitarbeiter erwarten guten Umgangston

Über die Arbeit an ihrer neuen Wirkungsstätte hat sie schon klare Vorstellungen. Sie möchte diese aber erst mit den Kommunalpolitikern und den Verwaltungsmitarbeitern besprechen. "Natürlich hat das Image gelitten", sagt sie. Deshalb erwartet sie auch nicht, "eine perfekt funktionierende Verwaltung zu übernehmen". Trotz der Vorkommnisse der vergangenen Jahre sei aber gute Arbeit geleistet worden. "Ich werde die Leute so positionieren, dass das Innenmarketing wieder mit Stolz erfüllt ist", verspricht sie. "Und die Bürger sollen das wahrnehmen", fügt sie an. Die Sitzung, in der die Juristin die Ernennungsurkunde erhält, findet voraussichtlich am 25. April statt - wahrscheinlich im Römer-Kastell in Neumagen-Dhron. Horsch wird sich auch schnell eine Wohnung in der VG suchen. "Mit Blick auf die Mosel", wünscht sie sich. Die 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter harren erwartungsvoll ihrer neuen Chefin. "Wir werden ihr eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit anbieten", sagt Edmund Gansen, der stellvertretende Personalratsvorsitzende. Die Beschäftigten erwarten einen menschlichen Umgangston. "Das war in der Vergangenheit nicht mehr der Fall", schaut er auf die Zeit mit Vorgänger Hans Werner Schmitt zurück. Gansen rechnet auch damit, dass es, unter Beteiligung des Personalrates, schnell zu einem Gespräch zwischen den Beigeordneten und Christiane Horsch kommt. Thema: die personelle Ausstattung der Verwaltung. Diese habe einen "Aderlass" hinnehmen müssen, weiß Horsch um die Problematik. Sie habe "klare Vorstellungen", wolle diese aber auch erst in kleinem Kreis besprechen. Ansonsten ist sie am Tag der Wahl einfach nur glücklich. "Das passt einfach", sagt sie.

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