Kommissionen legten die Weinlese-Termine fest

Es war einmal: Bis zum Jahr 1993 gab es an der Mosel in jedem Weinort sogenannte Lesekommissionen beziehungsweise Leseausschüsse. Sie hatten unter anderem die Aufgabe, die Lesetermine festzulegen.

 Die Lesekommission Traben-Trarbach inspiziert 1938 die Weinberge. Foto: privat

Die Lesekommission Traben-Trarbach inspiziert 1938 die Weinberge. Foto: privat

Traben-Trarbach. (sim) Hans Adolf Polch aus Traben-Trarbach schickte uns dieser Tage ein interessantes Foto aus dem Jahr 1938. Es zeigt die Lesekommission der Weinstadt Traben Trarbach bei der Weinbergsbegehung.

Die Männer hatten eine verantwortungsvolle Aufgabe. Sie kontrollierten einige Wochen vor Beginn der Weinlese den Reifezustand der Trauben und legten die Termine der Vor-, der Haupt- und der Spätlese fest. Eine Spätlese durfte erst sieben Tage nach Beginn der Hauptlese für die jeweilige Rebsorte vorgenommen werden.

Auf ihrem Rundgang durch die Weinberge prüfte die Kommission den Reifegrad und vor allem den Gesundheitszustand der Trauben. In der anschließenden Sitzung wurde nach Aussprache abgestimmt, wann der Zeitpunkt für den Lesebeginn der einzelnen Rebsorten festzulegen war.

Es sollte unter anderem verhindert werden, dass einzelne Winzer ihre Trauben zu früh ernteten. Es waren also durchaus qualitative Aspekte, mit der diese Regelung begründet wurde. In den Wochen vor der Weinernte wurden die Weinberge "ge schlossen". Neben dem Qualitätsgedanken gab es aber auch andere Gründe für die "Schließung der Weinberge". Damit sollten auch Traubendiebe aus den Weinbergen ferngehalten werden.

Außerdem: In früheren Jahren, als die Weinberge noch nicht "flurbereinigt" waren, gab es kaum Wege in den Weinbergen. Die Weinberge wurden über kleine Pfade erreicht, gelegentlich musste der Winzer auch durch den Weinberg eines Kollegen gehen, um an seine Parzelle zu gelangen. Da konnte es leicht passieren, dass Trauben heruntergerissen wurden und dem Winzerkollegen ein wirtschaftlicher Schaden entstand.

Ebenfalls Geschichte: Der Lesebeginn wurde in den meisten Weinorten, wie alle Bekanntmachungen, durch den Gemeindediener mit der Dorfschelle verkündet.

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