Konsequentes "Nein!" an der richtigen Stelle macht stark

KRÖV. Der Papa, der Opa oder der nette Onkel – in den meisten Fällen sind das nette Männer im Leben der Kinder. Manchmal aber ist es gerade der "Nette", der den Kleinen durch sexuelle Übergriffe vermeidbare Schäden zufügt. Christa Lentes vom Polizeipräsidium Trier hat die 102 Kinder der Grundschule in Kröv für dieses Thema sensibilisiert.

 Polizeikommissarin Christa Lentes macht Projektunterricht in der Kröver Grundschule. Spielerisch sensibilisiert sie Kinder mit ihren Handpuppen bezüglich sexueller Übergriffe. Foto: Claudia Müller

Polizeikommissarin Christa Lentes macht Projektunterricht in der Kröver Grundschule. Spielerisch sensibilisiert sie Kinder mit ihren Handpuppen bezüglich sexueller Übergriffe. Foto: Claudia Müller

"Mensch, du stellst dich aber an! Du bist ja richtig zickig!", sagt die männliche Handpuppe zu Luzie. Auch sie ist eine Handpuppe und verkörpert an diesem Tag eine sechsjährige Schulanfängerin in der Kröver Grundschule. "Wenn du lieb bist, gibt es hinterher noch ein Eis", sagt er und behauptet: "Ich bin doch älter und größer als du, daher weiß ich doch, was richtig ist und was falsch." Luzie ist immer so alt wie die Kinder in der Klasse, wo sie gerade ihren Auftritt hat. Geführt wird die Handpuppe von Kriminalkommissarin Christa Lentes vom Polizeipräsidium Trier. Früher war Christa Lentes im Bereich "Strafvollzug sexueller Missbrauch" tätig, hat leidvolle Erfahrungen gesammelt und setzt sie nun präventiv um. Sie sensibilisiert Kinder und Eltern für ein brisantes Thema. Oft sind es der große Bruder, der Nachbarjunge, der Opa, der nette Onkel oder der Fußballtrainer. Manchmal ist es auch der eigene Papa, der Kinder gegen ihren Willen unsittlich berührt. "Niemand darf euch gegen euren Willen anfassen", ermuntert Lentes die Kinder und sagt, dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt. Die guten, wie eine Geburtstagsüberraschung, soll man nicht verraten. Schlechte Geheimnisse allerdings solle man erzählen. Wenn es eklig und komisch ist, man Angst hat oder schlecht schläft, solle man darüber reden. "Wer Kinder gegen ihren Willen anfasst, ist nicht lieb", urteilt Christa Lentes. Dabei mache es keinen Unterschied, ob man den Täter kennt oder nicht. Obwohl es schlimmer sei, wenn der Täter aus dem sozialen Umfeld des Kindes komme. Betroffen seien nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen, sagt Christa Lentes. Abschließend lernten die Kinder das Lied vom "Nein!". "Will einer mit mir schmusen, und ich kann es nicht verknusen, ich ruf' NEIN, lass' das sein!", sangen die Kinder im Chor. "Das war witzig erklärt mit der Puppe", empfindet Sarah. "Das mit der Luzie hat mir am besten gefallen", erklärt Mike. "Weil sie so witzig war und weil sie sich gewehrt hat." Für die Kinder war das Thema neu und sehr lehrreich. "Ich würde Hilfe holen", sagt Conrad. Alle 102 Kinder der Kröver Grundschule wurden unterrichtet. "Projektunterricht mit Verstärkung auf ein bestimmtes Thema gehört zum Unterrichtsalltag", schildert Schulleiterin Renate Petry stolz. Schon der Vorbereitungsabend mit den Eltern war gut besucht. Ziel sei es, die Kinder zu bestärken und etwaigen Widerstand zu beachten. Für Renate Petry ist es wichtig, dass die Kinder lernen, an der richtigen Stelle konsequent "Nein" zu sagen. "Es fängt schon bei Kinderspielen an", sagt sie und erzählt von Streichen, etwa wenn die Jungen den Mädchen die Röcke hochheben. "Das ist kein Spiel mehr. Auch was lustig scheint, muss seine Grenzen finden." Man könne gar nicht früh genug damit anfangen, darüber zu reden, sagt sie und hofft, dass möglichst alle Schulen und Kindergärten das thematisieren, das alle Kinder in der Beziehung stärker werden. "Wenn euch mal so was passiert, dann dürft ihr darüber reden", ermuntert Lentes, da es sonst immer und immer wieder passiere. Dabei denkt sie an Personen, denen man vertraut, und glaubt, dass man da Hilfe bekommt. Bei der kostenfreien "Nummer gegen Kindernummer" 0800-1110333 beim Kindersorgentelefon gibt es professionelle Hilfe.

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