Kröver Winzer helfen ihrem polnischen Kollegen

In der Nacht zum 12. Juli zerstörte ein Feuer mitten in Kröv zwei Wohnhäuser. Betroffen davon war auch der aus Polen stammende Winzer Andrzej Greszta, der eines der Häuser gemietet hatte. Die Gemeinde Kröv und befreundete Winzer unterstützen den Mann, damit er diese schwere Zeit übersteht.

 Ein Feuer zerstörte Andrzej Gresztas Weingut. Befreundete Winzer greifen ihm nun unter die Arme. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Ein Feuer zerstörte Andrzej Gresztas Weingut. Befreundete Winzer greifen ihm nun unter die Arme. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Kröv. (sim) Er hat fast alles verloren: Der Pole Andrej Greszta, ehemals Saisonarbeiter während der Weinlese, hat sich vor einigen Jahren mit viel Fleiß in Kröv ein eigenes Weingut aufgebaut. Mitten im Ort hat er ein Haus mit Weinkeller gemietet. Dort wohnt er, und dort lagert er seine Weine. Doch der Brand vor vier Wochen (der TV berichtete) hat seine Träume zunichte gemacht. Mobiliar wurde zerstört, mehrere Hundert Flaschen Wein vernichtet, die Kundenkartei, Etiketten, Preislisten und wichtige Akten verbrannten binnen weniger Stunden.

Aber der 39-Jährige kann sich auf die Kröver verlassen. An diesem Wochenende, 7. bis 9. August, beim Straßenfest "Spass auf der Gass", bauen befreundete Winzer am Europabrunnen gegenüber von Gresztas zerstörtem Haus einen Stand auf, um seine Weine zu verkaufen. Jan Klein: "Andrzej ist immer hilfsbereit und hat sich durch jahrelange, harte Arbeit eine kleine Existenz aufgebaut. Mit einer Hilfsaktion möchten wir ihm wieder auf die Beine helfen."

Freunde stellen Betriebsräume zur Verfügung



Freunde von Andrzej Greszta haben in der Internet-Community "Wer kennt wen" eine Gruppe unter dem Namen "Hilfsaktion Andrzej Greszta" eingerichtet. 350 Mitglieder haben sich dort innerhalb kürzester Zeit angemeldet.

Außerdem wurde ein Spendenkonto eingerichtet, und in zahlreichen Kröver Geschäften stehen Sparschweine aus, in denen kleine Spenden hinterlassen werden können.

Seine 2009er Ernte kann Grezsta in diesem Jahr im Weingut Staffelter Hof ausbauen. Andere Winzer haben außerdem Räume zur Verfügung gestellt, wo er seinen Flaschenwein lagern kann.

Und auch die Gemeinde Kröv zeigt sich ihrem neuen Mitbürger gegenüber sehr hilfsbereit. Andrej Greszta kann vorerst kostenlos eine gemeindeeigene Wohnung nutzen.

Meinung

Alle für einen

In Kröv wird hart gearbeitet, zünftig gefeiert, gelegentlich aber auch heftig gestritten. Man denke nur an die Diskussion vor Jahren um den Bierausschank beim Trachtenfest. Doch der Streit dauert in der Regel nicht lange, denn, wenn es um eine gute Sache geht, ziehen alle an einem Strang. Beispielhaft ist unter anderem der freiwillige Arbeitseinsatz mehrerer Hundert Kröver beim alljährlichen Internationalen Trachtentreffen. Die Hilfsaktion für Andrej Grezsta, einen Polen, der sich in Kröv ein kleines Weingut aufgebaut hat, ist besonders anerkennenswert. Die Kröver haben sofort die Not erkannt, in die der sympathische Mann unverschuldet geraten ist. Sie zeigen Mitgefühl, und sie helfen, wo sie können - mit freiwilligen Arbeitseinsätzen oder mit Gerätschaften und Räumlichkeiten, die sie ihm zur Verfügung stellen. Das ist bemerkenswert in einer Zeit, in der in manchen Unternehmen das Wort "Menschlichkeit" fast keine Bedeutung mehr hat. Diese große Hilfsbereitschaft wird Andrzej Greszta sicher motivieren, einen Neubeginn zu wagen. w.simon@volksfreund.de

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